Reportagen

November 2019

 

Klimaschutz
Gnadenkapelle
Winter-Stories
Alien-Botschaften
Alexanders Hobbys
Pipeline
Barfuß
Gars-Einblicke
Graffiti-Event
Soldat Wiggerl
Elfies Engel
Gömbis Konzert
Marias Aussendung
Eicher-Freund
Rosis Konzert
Lesung
Marika
Imelda
Musik-Vielfalt
Poetry-Slam
Starkbier Pemmering
Schillers Alterswerk
Schweigers Trilogie
Kater Paul
Wallfahrt nach Altötting
Mandls Seereise
Burgrain kreativ
Isens Wirtschaft
Freizeitheim
Barock-Konzert
Dancing Kitty
Flaschenpost
Abriss Weiß-Haus
Letzte Marktnacht
Wein-Visionen
Volkstanz
Totengräber-Treffen
Pits Fußballspiel

Reiter-Schmied

 

Klimaschutz vor Ort

 

Deutschland steht sie noch bevor und erfordert große Anstrengungen. Bei Jürgen Hübner in Isen ist sie längst passiert – die Energiewende. Was der 69-jährige Wahl-Isener vor einigen Wochen in seinem Keller installieren ließ, wirkt von außen unspektakulär wie ein neuer Kühlschrank. Es macht seinen Besitzer jedoch mächtig stolz, denn es handelt sich um einen hoch effizienten Stromspeicher der neuesten Generation.

 

 

Die Technologie darin nennt sich Vanadium-Redox-Flow, wurde in der Raumfahrt entwickelt und war bisher nur in Großspeichern im Einsatz. Auf die Frage, was der Speicher bringen soll, zückt der Ruheständler sein Handy und startet eine App. Schon sieht man grafisch dargestellt, was die Photovoltaik-Anlage aktuell leistet, wie viel nachhaltig produzierter Strom im Haus verbraucht wird und - was davon in den Speicher fließt. Ist dieser voll, geht der übrige Strom ans Netz. Kommt vom Dach nichts mehr, liefert der Speicher. Seit Hübner sich seine PV-Anlage vor fünf Jahren anschaffte, war er auf der Suche nach einem geeigneten Speichermedium. Seine zwei Elektroautos wurden zwar täglich mit selbst erzeugtem Strom geladen, aber nicht ausschließlich. An Regentagen oder abends blieb ihm nichts anderes übrig, als „normalen“ Strom zu verwenden, der zum Großteil noch aus Kohle- und Kernkraftwerken stammt. Das wollte Hübner unbedingt ändern, da Elektroautos nur dann eine gute Ökobilanz aufweisen, wenn Sie mit erneuerbarer Energie geladen werden. Da der gebürtige Dortmunder als ehemaliger Rohrleitungsbauer seit jeher technisch interessiert ist, besuchte er regelmäßig Messen auf der Suche nach einem geeigneten Stromspeicher. Schließlich wurde er fündig. Man darf nicht immer fragen „Rechnet sich das?“, sagt Hübner entschlossen. Sicher werde er nicht die Welt retten, aber seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Enttäuscht sei er von der großen Politik, schon deswegen, weil „man sich auf nichts mehr verlassen kann“. Es wäre so wichtig für die Energiewende, weitere Flächen für Photovoltaik zur Verfügung zu stellen und die Anlagen samt Stromspeicher intelligent zu vernetzen. Klimaschutz sei durchaus erreichbar, sinniert Hübner und setzt einen ernsten Blick auf, aber nur „wenn man es will“.

 

(Albert Zimmerer, 2019)

 

 

Val Dasch und seine Gnadenkapelle

 

Ihn als Urgestein der Erdinger Musikszene zu bezeichnen, würde Val Dasch nicht ganz gerecht gab es doch vorher schon Sigurd Kämpft, die Resi Schmelz Combo und die Pinklers. Der 63-jährige Eschlbacher (Gemeinde Bockhorn) war nie der virtuose Super-Gitarrist, nie der extrovertierte Möchtegern-Star, nie die Applaus heischende Rampensau. Er ist eher der stille Genießer, ein abgründiger Literat und kreativer Songbastler, aber vor allem ein Suchender, mit langem Atem. Jetzt scheint Val wieder mal fündig geworden zu sein. Nie ganz am Ziel, aber nahe dran. Seine „Gnadenkapelle“ besteht zwar schon seit 2006, aber nach dem Weggang von Sänger Max Hupfer (ehemals „Sigurd Kämpft“) und Gitarrist Norbert Kluthe musste er die Band neu erfinden.

 

 

Zufällig hatte er mitbekommen, dass die im hiesigen Umkreis zu Recht renommierte Sängerin Kathrin Nagy die „1000 Heftl“ verlassen hatte, so bot er ihr zunächst die Zusammenarbeit im Studio an und als diese sich bewährte mit neuen Stücken, die von verschiedenen Radiosendern gespielt wurden, lag es nahe, auch wieder eine Liveformation zusammenzustellen.

Val war in seiner Jugend schon von Jazz und Jazz-Rock fasziniert, vor allem Gitarristen wie Wes Montgomery, Charlie Bird und der instrumentale Benson hatten es ihm angetan, auch wenn er nach eigener Aussage keinen Jazz spielen kann. Bei einer Session in Erding wurde er auf den jungen Pianisten Bertram Liebmann aufmerksam. Zudem erinnerte er sich an den Trompeter Josef Hanslmaier der schon auf der ersten CD „Mei hoidn - Zeen bhoidn“ als Gastmusiker mitgewirkt hatte.

„Ein Geschenk des Himmels“, sagt Val augenzwinkernd in Anspielung auf den Bandnamen. Es passt einfach. Die Bandmitglieder seien vom Alter und von den Fähigkeiten zwar sehr unterschiedlich, die einen Autodidakten, die anderen hervorragend ausgebildet, so Val, aber gerade darum genau die richtige Mischung. Jeder kann sich mit seinen Möglichkeiten einbringen. Die Rhythmusabteilung mit Schlagzeuger Max Eder und dem Bassisten Bo Baumann sorgt für den geschmeidigen Groove, auf dessen Basis die Solisten zu ihren Exkursionen ansetzen. Beim jüngsten Auftritt im Erdinger Lokal 10er konnte man sich hautnah davon überzeugen: Die Musik ist jetzt eher jazzig als rockig, mehr wohlklingend als brachial, das Outfit an ein Salonorchester erinnernd. Vals Sprechgesang wechselt sich ab mit Kathrins Virtuosität, sein Gitarrenspiel ist gut dosiert, Trompete und Keyboard setzen raffinierte Akzente.

Für manchen Szenekenner mag der Richtungswechsel überraschend sein, aber das Konzept ist stimmig. Das vorgestellte, neue Album heißt vieldeutig „Die dunkle Seite Bayerns“, wobei die Gestaltung typisch Gnadenkapelle ist. Ironisch anspielend auf Pink Floyds „The Dark Side of the Moon“ beschreibt das Cover zugleich die Thematik der Texte. Diese formulieren in authentischem Umgangsbayrisch, mal direkt, mal satirisch-beißend Kritik an Gesellschaft und politischem Establishment. Mit schwarzem Humor und fast philosophisch wagt sich Val auch an bizarre Themen heran. Einerseits die Melancholie eines Ludwig Hirsch, andererseits der Übermut von EAV verbunden mit seiner anarchistischen Lust die Dinge oder sich selber auf den Kopf zu stellen und mal andere Perspektiven zu beschreiben.

 

 

Nicht nur die Song-Texte sind eine Klasse für sich (Texthefte zum Mitlesen gab es an der Kasse), auch die ausgefeilten Moderationen sorgen für überraschte Heiterkeit und untermauern Daschs Entertainer-Qualitäten. Sonderapplaus gab es für den „wohl ersten Song zum Thema Bakterien“ mit der Textzeile „Für meine Darmbakterien bin ich Gott, sie werden nie begreifen, wer sie sind.“ Bei Kreissog, einem „Requiem für meinen Daumen“ beschreibt er fast masochistisch und in Zeitlupe die Phasen des Unglücks, das Publikum wand sich vor Schmerz und Lachen. Richtig poetisch wird es beim Song 1000 Liada, der entstand, als Amy Winehouse dem Val im Traum erschien und ihm auf Bairisch vorsang. Viele Texte sind bitterböse wie Kaffa („Befriedigung fürn Augenblick“) und Edelweißscheiß („Da Heimatkitsch kennt koan Verschleiß“), aber auch selbstironisch wie Größenwahn („De größtn Hits warn mia glunga, hätt ma nur jemois wer zughead.“) Je abgedrehter die Themen, umso schöner. Und das, obwohl die „Gnadenkapelle“ seit 2011 mit dem Label BSC-Musik zusammenarbeitet (alle Songs auf Spotify).

Wie es dazu kam, ist eine eigene Geschichte. Es begann mit der herumstreunenden Kuh Yvonne, die im Sommer 2011 zum weltweiten Medien-Ereignis wurde. Der Ort war Zangberg bei Ampfing, wo Val als ältestes von 10 Geschwistern aufwuchs. Val erzählt: „Wir sind spät abends bei einem Familientreffen am Lagerfeuer gesessen und haben über die Kuh geredet. Seine Schwester schlug vor, über die Kuh ein Lied zu machen. Da werdet ihr berühmt, meinte sie. In einer Woche entstand das Lied und am darauffolgendem Wochenende das Video. Alles schnell und spontan. Der fertige Clip wurde zum Youtube-Renner.“ Im Refrain heißt es: „Hey Yvonne, du wuide Kua, lebst im Woid, mogst nua dei Ruah.“ Und das tut sie laut dem Lied heute noch, anstatt als prominente Spendensammlerin für eine Gnadenhofkette herhalten zu müssen.

Wenn der Eschlbacher erzählt, hört man gerne zu. Vor allem, wenn er von seinem Werdegang berichtet. Sein jeweils einjähriger Aufenthalt als Unschuldiger im „Kinderknast“ im Redemptoristenkloster in Gars am Inn und im Franziskushaus Altötting lassen den Bandnamen und seine Teils religionsskeptischen Reime in schlüssigem Zusammenhang erscheinen. Seinen Ruf als Quertreiber festigte er bereits als er für die Abschlußfeier vor versammelter Elternschaft der Realschule Waldkraiburg den Berufswunsch Leichenwäscher angab. Politisch ging es immer hoch her bei der Familie Dasch. Der Vater saß für die CSU im Landtag und Bundestag und war erzkonservativ, was sich bei den Kindern nicht durchgehend fortsetzte. Schwester Marianne ist bei der SPD und aktuell Bürgermeisterin von Mühldorf am Inn. Val saß in den 80er Jahren bei den Grünen in der Kreisvorstandschaft in Erding, als sich noch Fundis und Realos gegenseitig neutralisierten. Den Weg in die Erdinger Gefilde fand Val, als er nach seiner Drucker-Lehre eine Anstellung in Ottenhofen fand und er wegen des kürzeren Arbeitsweges zu seinem Großonkel nach Eschlbach zog. Dieser hielt sich als Schaf- und Rosshändler leidig über Wasser auf dem idyllisch halbverfallenen Zeigl mit dem großen Apfelgarten. Das war 1977 und der Startschuss in ein selbstbestimmtes Leben. „Beim Jack einem Musiklokal in Unterstrogn hab ich Walter Köstlmeier, Norbert Klute und Franz Glück kennengelernt“, erinnert sich Val. 1981 gründeten die Vier ihre erste Funk-Punk-Band mit dem vielsagenden Namen „Fiasko“. In einem Bretterverschlag, der früher als Hühnerstall diente, suchten sie ausgiebig an den Leistungsgrenzen ihrer Verstärker nach beeindruckenden Klängen, gerne nachts. Beschwerden gab es nie, so Val. Ein Nachbar glaubte sogar den Vorteil zu erkennen, dass es neuerdings keine Ratzen mehr gäbe in Eschlbach. Jahre später berichtete die Nachbarin, dass ihr kürzlich verstorbener Hund die damaligen Lärmorgien in seltsamer Entrücktheit mit einem eigenartigem Wolfsgeheul begleitete, das in Melodieführung und Ausdruck durchaus mit den Gitarrensolis aus dem nahen Hühnerstall korrespondierte. Diese Angewohnheit pflegte er sogar noch weiter, als die Band schon gar nicht mehr existierte, speziell bei Vollmond. Vermutlich war er der einzige Fan von Fiasko.

Von 1984 bis 1990 betrieb Val zusammen mit seinen Spezln das Rockhaus Schwindkirchen, was damals neben Gammelsdorf eine der angesagten Veranstaltungskneipen auf dem Land für Independent-Bands aus ganz Europa und sogar Übersee war. Über 200 Konzerte tobten wie heftige Unwetter über die kleine geduldige Ortschaft hinweg. Einmal spielte die ungarische Punkband „Die rasenden Leichenbeschauer“ im Rockhaus. Sie verweigerten einigen Landsleuten die Übernachtung im Bandbus und zur Strafe für mangelnde landsmännische Solidarität schlugen diese spät nachts sämtliche Scheiben des eh schon ziemlich heruntergekommenen Tourbusses ein. Die Kirchbesucher am folgenden Sonntagvormittag gingen sichtlich beeindruckt daran vorbei zur Andacht und sogar der Pfarrer erkundigte sich nach dem Hergang dieses Vorfalls.

Anfang der 80er gastierten dort auch mal die Toten Hosen und blieben hauptsächlich in Erinnerung wegen eines weißen Kindersarges der auf dem Dachständer ihres Fahrzeugs montiert war und als Transportkoffer diente.

In der Rockhauszeit arbeitete Dasch schon an seinem Buchprojekt „Der Glaspalast“, das er 1992 vollendete. Die Geschichte handelt von einer neuen Droge, die es erlaubt, in einen anderen Körper zu schlüpfen. Das Buch wurde logischerweise selbst gedruckt und in Eigenregie verlegt, war dabei aber so aufwändig gestaltet, u.a. mit verschieden farbigen Kapiteln, um der labyrinthischen Handlung ein wenig Übersicht zu verschaffen .

In den 90er Jahren galt sein Engagement einem neuen Bandprojekt „Farmer 5“. Jetzt horchte die Szene zum ersten Mal auf. Kraftvoller Rocksound mit einem abgedrehten Frontmann, dem legendären, furchterregenden „Sam“. Die spanisch klingenden Song-Texte kauderwelschte er meist spontan beim Auftritt, weil Sam es hasste Texte auswendig zu lernen. Mit seiner latent bedrohlichen Bühnenpräsenz wäre er in London zweifellos zum Weltstar geworden und früh verstorben.

Die Idee für den Bandnamen „Gnadenkapelle“ gab es damals schon, umgesetzt wurde sie allerdings erst 2006. George W. Bush war gerade der dümmst mögliche Präsident der USA und dieser inspirierte Val zu einem Bandkonzept mit politischen Songtexten im Dialekt, zumal gerade die Meldung durch die Zeitungen geisterte, dass Bayerisch vom Aussterben bedroht sei.

 

 

Das Band-Logo ist übrigens an das Firmenlogo des Traktoren-Herstellers Eicher angelehnt, der hier im Landkreis in Forstern bis 1991 produzierte. Selbstverständlich ist Val im Besitz eines Eichers, einem Allrad-Schmalspurschlepper, zum Bewirtschaften seines Sacherls in Eschlbach. Im Hausanbau befindet sich auch der Übungsraum mit feinster Aufnahmetechnik. Hier trifft man Val in jeder freien Minute an. Die Frage, warum er sich „Val“ nenne und nicht „Valentin“, ist schnell geklärt. Der Karl Valentin ist ihm mindestens eine Hausnummer zu groß. Da mag er nicht verglichen werden. So ist er, der Val. Weitere Infos: www.gnadenkapelle.com

 

(Albert Zimmerer, 2019)

 

 

Winterliche Geschichten

 

Pfarrer-Hausberg

Schon seit Wochen sieht Isens Pfarrer Josef Josef Kriechbaumer nur noch Schnee, wenn er von seinem Büro nach draußen schaut. Ein echter Hausberg sei da von den Schneeräumern vor dem Pfarramt angehäuft worden, wundert sich so mancher Passant, der fast schon zum Schlittenfahren taugt.

 

Schnee-Botschaft

Eine in Schnee gestampfte Botschaft begrüßt derzeit die Autofahrer aus Buch a.B. kommend kurz vor Isen am Weidacherberg. „ITWN“ heißt es da auf übergroßen Lettern. Was Erwachsene vor ein unlösbares Rätsel stellt, ist für Isens Jugend sonnenklar. Das sei die Abkürzung für I-Town, also Isen-Town und in der Szene ein eindeutiges Identitäts-Merkmal, bekommt man spontan zur Auskunft. Als Abgrenzung zu beispielsweise DTWN (Dorfen-Town). So mancher Isener Gewächs habe sich den Schriftzug schon tätowieren lassen.

 

Schneebar-Masse

Was soll mit dem vielen Schnee am Volksplatz geschehen, fragten neugierige Passanten einen der „Schnee-Anlieferer“. Der erwies sich als Schelm und gab schlagfertig zur Auskunft, dass beim nächsten Volksfest keine Urweisse-Hütte mehr aufgebaut werde, sondern eine Schneebar.

 

(Albert Zimmerer, 2019)

 

 

Außerirdische Botschaften

 

Manche wussten es schon immer, viele ahnten es. „Sie sind mitten unter uns – Aliens“. Beweise gibt es zu Hauf. Südlich von Isen im idyllischen Eschbaum sind die Zeichen auf den Teerstraßen deutlich erkennbar.

 

 

Woher die plötzlichen Aktivitäten rühren und was die Geheimbotschaften bedeuten, gibt sogar UFO-Experten Rätsel auf. Sicher ist, dass bei der Planetenkonstellation vor einigen Tagen sich Mars und Erde so nahe standen wie nie zuvor. Offensichtlich nutzten die hier auf dem blauen Planeten lebenden Marsianer die Situation zur Kommunikation mit dem roten Planeten. Es bleibt nur zu hoffen, dass friedliche Absicht dahintersteckt ;-)



(Albert Zimmerer, 2018)

 

 

Alexanders ungewöhnliche Hobbys

 

„Blockflöte und Federvieh, wie reimt sich das zusammen?“, hätte vermutlich die Biermösl-Blosn gesungen. Diese beiden Hobbys pflegt nämlich Alexander Peis aus dem idyllischen Dellerl, hoch über Isen gelegen, und sind für einen 12-jährigen Jungen eher ungewöhnlich. Ungewöhnlich und höchst erfolgreich verlief für Alexander auch das bisherige Jahr. Beim regionalen Solo-Wettbewerb an der Erdinger Musikschule erreichte das Talent mit seinen Blockflöten einen „ersten Preis mit Weiterleitung“. Das hieß, es ging in den Osterferien nach Regensburg ins Albertus-Magnus-Gymnasium zum Landeswettbewerb. Selbstverständlich waren alle mit dabei, seine jüngere Schwester Magdalena, die Eltern Irmgard und Anton, sowie die bekannte Barock-Musikerin Regina Maier, die Alexander ab der 3. Klasse unter ihre Fittiche nahm. Zum Repertoire des Jungmusikers gehörte auch eine höchst anspruchsvolle Sonate des großen Barock-Komponisten Georg Philipp Telemann. Das Daumendrücken half, und was nicht für möglich schien, wurde wahr. Auch hier schaffte der Isener einen ersten Platz und war damit startberechtigt für den Bundeswettbewerb in Lübeck.

 

 

Allein die Teilnahme war schon ein faszinierendes Erlebnis. Dass Alexander hier nicht ganz vorne landete, war halb so schlimm. Vielleicht lag es daran, dass Regina Maier krankheitsbedingt nicht dabei sein konnte. Begonnen hatte alles in der 2. Klasse der Isener Grundschule, als er bei Marianne Brucker in die Flötengruppe kam. Anschließend hatte Alexanders Unterricht bei seiner Großtante Gerti Wagner, die in Buch am Buchrain unweit von Regina Maier wohnt. Sie erkannte sein Talent und fädelte die Erfolgsgeschichte ein. Alexander besucht momentan das Gymnasium Gars am Inn, wo neben Musik auch Latein zu seinen Lieblingsfächer zählt. Noch vor den Hausaufgaben und der Musikprobe führt der Weg für Alexander als erstes in den ehemaligen Heustadl zu seinem geliebten Federvieh. Hier leben in einer traumhaften Umgebung mit Auslauf in den Garten neben seinen 30 Lege-Hühnern und zwei Gockeln auch noch Gänse und Warzenenten, die gerade Junge ausgebrütet haben. Dass er seinem Federvieh abends ein Gutenacht-Lied vorspielt, ist übrigens nur ein Gerücht, denn Alexander musste zugeben, dass vor allem seine Hühner absolut unmusikalisch sind.

 

(Albert Zimmerer, 2018)

 

 

Gaspipeline - nachgefragt

 

Bei meinem sonntäglichen Alibi-Jogging quere ich zweimal die Trasse der Monaco-Gaspipeline im Isener Süden, die derzeit noch im Bau ist. Neulich sind mir zwei Auffälligkeiten ins Auge gesprungen, die ich hinterher photographisch festhielt. Nachdem ich die angegebene Pressestelle anschrieb, bekam ich prompt Antwort von Marc-Boris Rode, dem Pressesprecher der Bayernets GmbH.

 

Frage: Wird die Gaspipeline hier bei Eschbaum zweispurig verlegt oder endet sie in einer Sackgasse?

Antwort Bayernets: „Es handelt sich dabei um die Druckschleusen. Hier erfolgen die Wasserdruckprüfungen der einzelnen Leitungsabschnitte zusammen mit den TÜV-Sachverständigen.“

 

Frage: Nicht nur ein schöner Blickfang ist die Bepflanzung entlang der Pipeline, sondern auch ein Biotop für Schmetterlinge und andere Insekten. Wer hatte die Idee?

Antwort Bayernets: „Die Bepflanzung mit den Pflanzenarten Phacelia (auch „Bienenfreund“ genannt) und Rotklee erfolgte durch unser Unternehmen. Sie dient dem Erosionsschutz und schützt zugleich das seitlich gelagerte Bodenmaterial vor Unkrautbewuchs.“

 

(Albert Zimmerer, 2018)

 

 

Auf freiem Fuß mit Sabrina Fox

 

„Barfuß durch den Sommer“, sang einst Jürgen Drews und genau das ist es, was Sabrina Fox allen Menschen wärmstens ans Herz legt. Ein bisschen Barfußlaufen würde schon helfen, die Natur bewusster wahrzunehmen und zu spüren, ist die Autorin, Mediatorin und Künstlerin aus Innerbittlbach überzeugt. Sie selbst macht es schon seit drei Jahren – zu jeder Jahreszeit.

Natürlich nur, wenn es Kälte und Hitze zuließen, ergänzt Fox. „Ich bin ja keine Masochistin!“ Trotzdem sei sie zu rund 90 Prozent ohne Schuhe unterwegs, mit unterschiedlichen Reaktionen der Leute. Während Frauen ziemlich überrascht seien, nähmen es Männer eher amüsiert zur Kenntnis. Und wahrscheinlich - dabei lacht sie - denkt der eine oder andere:„Die spinnt halt!“ Im Großen und Ganzen habe sie jedoch festgestellt, dass die Leute hierzulande „großzügiger“ geworden seien. In Kalifornien, wo sie 15 Jahre lebte, wären die Reaktionen sicherlich ablehnender ausgefallen. Alles begann mit einem Experiment. Sabrina Fox, die vielen noch unter ihrem Mädchennamen „Lallinger“ als Fernsehmoderatorin bekannt sein dürfte, wollte im Rahmen des Buchprojekts „Auf freiem Fuß“ ein Jahr lang lediglich einen Selbstversuch durchführen. Dabei entdeckte sie „ein verlorenes Sinnesorgan“. 

 

 

Allein das lautlose Gehen auf den Vorderfüßen sei etwas Wunderbares und ihre Rückenprobleme hätten sich in Luft aufgelöst. Weiter berichtet Fox von überraschenden Erfahrungen. So fühle sich Neuschnee warm an und von unschöner Hornhaut fehle jede Spur. Diese entstehe erst bei Reibung, also beim Tragen von Schuhen. Die Schublade „Esoterik“ findet die gebürtige Münchnerin für sich nicht passend. Sie führe vielmehr ein spirituelles Leben. Glaube sei ihr schon seit der Kindheit wichtig und nicht umsonst war sie als 10-jährige Bayerns erster weiblicher Ministrant, in Sankt Gertrud im Münchner Norden. Von der Existenz von Engeln ist Fox überzeugt. Zu den Religionen allerdings, „die alle sehr männerlastig sind“, pflege sie mittlerweile eine gewisse Distanz. „Jeder muss seinen Glauben für sich selber finden“, ist die jung gebliebene 58-jährige überzeugt. Auch zum Thema Politik hat Fox eine eigene Sichtweise. Es sollten keine Parteien gewählt werden, sondern Themen, denn „das Parteiensystem hat sich erledigt“. Mit einem Punktesystem würde festgestellt, was den Leuten wichtig ist. Dies sei dann von einem Expertenteam umzusetzen.

Obwohl sie erst seit eineinhalb Jahren mit ihrem Lebensgefährten, dem Maler Stanko in Innerbittlbach in einem ehemaligen Bauernhof direkt neben der Kirche lebe, habe sie die neue Heimat ins Herz geschlossen. Leider meldete der Besitzer Eigenbedarf an, so dass die zwei auf der Suche nach einem neuen Haus sind. Möglichst in der Nähe und so groß, dass beide Ateliers Platz finden.

 

(Albert Zimmerer, 2017)

 

 

Einblicke ins Kloster Gars

 

Der Ausflug der Kolpingfamilie Isen führte diesmal ins Kloster Gars am Inn und wurde für die 25 Teilnehmer zu einer wahrlich historischen Reise. Isens Heimatpfleger Franz Wenhardt ist hauptberuflich Bibliothekar des 768 gegründeten Klosters und hatte sich für eine Führung angeboten. Sogleich ging es an die Außenerkundung und die Gruppe wurde mit den neuesten Planungen konfrontiert. So sollen die Lehrwerkstätten, die in den 50er Jahren erbaut wurden und Jugendliche aus dem gesamten ehemaligen Landkreis Wasserburg aufnahmen, einem Anbau des Gymnasiums weichen. Ebenso muss der gesamte Nordtrakt des Kloster-Nebengebäudes abgerissen werden. Trotzdem sei der Schulstandort ein Segen für das Kloster, erläuterte Wenhardt, und neben dem Gymnasium sei auch das Institut für Lehrerfortbildung in Katholischer Religion hier ansässig.

 

 

Schließlich ging es für die Isener durch die Kloster-Pforte, vorbei an Bruder Nikolaus, in die ehrwürdigen Gemäuer mit 100 Meter langen, blank polierten Gängen. Historisches wohin man schaute. Wenhardt wusste zu jedem Gemälde eine Anekdote zu erzählen. So erfuhr man vom Augustiner Chorherrenstift, der von 1125 bis zur Säkularisation 1803 das Kloster führte. Erst 1858 übernahmen es die Redemptoristen und sind bis heute Eigentümer. Momentan leben noch 18 Patres und 12 Brüder im Kloster, wobei der jüngste mittlerweile 54 Jahre alt ist. Berühmtester Redemptorist ist Pater Kasper Stanggassinger, der 1988 selig gesprochen wurde. Nach Kapitelsaal und Klosterkapelle kam man als Höhepunkt der Führung in den Genuss der Bibliothek. Die beiden Stockwerke mit insgesamt 150 000 Büchern sind zwar als Teil eines Zweckbaus eher nüchtern eingerichtet, enthalten aber neben aktueller und nicht nur kirchlicher Literatur bis zu 500 Jahre alte Raritäten. Schon der Geruch allein ließ die Besucher ehrfürchtig innehalten. Als kleines Schmankerl hatte Wenhardt in seinem Arbeitszimmer eine uralte Bibel in sechs Sprachen und ein Chor-Liederbuch in Riesenlettern ausgelegt. Zum Abschluss ging es ins Klostercafe. Bei Kaffee und Kuchen ließ die Kolpingfamilie Isen einen informativen und kurzweiligen Nachmittag ausklingen.

 

(Albert Zimmerer, 2017)

 

 

Ein Graffiti fürs Trafo-Häuserl

 

Isen ist um ein Kunstwerk reicher. Der Graffiti-Künstler Vincent „Fink“ Zehetmeier besprühte das Trafo-Häuserl am Freizeitheim mit einem eigenen Entwurf – selbstverständlich mit Isener Bezug. Zuschauen war ausdrücklich erwünscht und viele Zaungäste genossen die fünf Stunden bis zum finalen Farbstrich. Auch Bürgermeister Siegfried Fischer stattete dem Event einen Besuch ab und zeigte sich beeindruckt. Zudem fielen für die Marktgemeinde ausnahmsweise keine Unkosten an. Finanziert wurde die Aktion durch den Verkauf von Getränken und Grillsteaks. Den Reinerlös bekamen die Jungs vom Isener JUZ, die Bewirtung, sowie Auf- und Abbau übernahmen.

 

 

Zehetmeier, der sich in der Szene „Store“ nennt, war am Ende völlig ausgepowert, aber sichtlich zufrieden. „Genauso chillig habe ich es mir vorgestellt“, so das Fazit des 19-jährigen Schülers. Dass seine Kunst gelebter HipHop ist, wurde auch in der musikalischen Umrahmung mit DJ-Mucke und einem Live-Auftritt der Punk-Bank „Skirt Chaser“ deutlich. Sämtliche Freunde und Bekannten waren präsent, schließlich ist man über „lighthousekollektiv.com“ aktiv vernetzt. Während nachmittags alle Zuschauer der Frühlingssonne huldigten, kuschelte man sich abends im Freizeitheim zusammen. Pünktlich um 21 Uhr war Schluss. Negative Vorfälle - Fehlanzeige. Ein Event, das förmlich nach einer Fortsetzung schreit.

 

(Albert Zimmerer, 2017)

 

 

Berufssoldat Wiggerl Schwaiger

 

Wie die Welt in der modernen Bundeswehr aussieht, weiß Wiggerl Schwaiger aus Isen zu berichten. Er war 35 Jahre lang von 1981 bis 2016 Berufssoldat bei der Luftwaffe, die er als Oberstabsfeldwebel verließ. Die Grundausbildung hatte er in Leipheim absolviert. Sein Standort war immer der Fliegerhorst Erding, wo er schon zuvor eine zivile Ausbildung zum Flugzeugmechaniker machte. Wiggerls Hauptaufgabe war die Instandhaltung von Kampfflugzeugen, zunächst noch beim Starfighter, die längere Zeit jedoch beim Tornado. Hier mauserte er sich zur absoluten Koryphäe auf dem Gebiet der Prüftechnik und war sogar bei der Entwicklung neuer Prüfverfahrung mit dabei. Es ging vor allem darum, nach einem Kampfeinsatz auch feinste Haarrisse in Flugzeugteilen mittels Ultraschall, Infrarot oder Röntgenstrahlen möglichst schnell zu erkennen und zu reparieren.

 

 

Bei fast allen UN-Missionen wurde Wiggerl als Tornado-Spezialist angefordert (siehe Übersicht), auch im Kosovo, in Afghanistan, im Irak und in Syrien. In Krisenzeiten war er bis zu 120 Arbeitstage im Jahr im Ausland unterwegs. Obwohl er selbst nie einen Kampfeinsatz mitmachen musste, hat Wiggerl traumatisierende Momente erleben müssen, so in Kabul, als er plötzlich einem Raketenangriff der Taliban ausgesetzt war.

 

 

Neben seiner Arbeit als Techniker war Wiggerl auch Ausbilder für ABC-Abwehr und Sprengfallen-Entschärfen, sowie Sportausbilder für Skifahren und Klettern. Besonderen Spaß machten ihm Sonderlackierungen für Kampfflugzeuge, für die er freiwillig die komplette Organisation übernahm. Positiv bleibt dem Isener Reservisten die Wiedervereinigung in Erinnerung, als nach dem Kalten Krieg die DDR-Volksarmee in die Bundeswehr integriert werden musste, was reibungslos vonstattenging. Die Kontaktaufnahme sei mit gegenseitigem Respekt und ohne jeden Vorbehalt erfolgt. Als negativ empfand Wiggerl die anschließenden Sparmaßnahmen, die von Jahr zu Jahr zunahmen. So wurde die Versorgung mit Ersatzteilen zum einen an die Industrie ausgelagert, zum anderen komplett gestoppt. Man habe sich zu Tode gespart, lautet Wiggerls vernichtender Kommentar. Ein Umdenken findet in der Politik erst in letzter Zeit statt.

 

Beitrag für die Isener Veteranen-Chronik zum 150-jährigen Jubiläum im Juni

(Albert Zimmerer, 2017)

 

 

Elfie malt Engel gegen Krieg und Terror

 

Auch hierzulande haben immer mehr Menschen Angst vor Krieg und Terror. Und viele wissen nicht, wie damit umzugehen ist. Elfie Bachschneider bietet eine ungewöhnliche Lösung an. Die freischaffende Künstlerin aus Fahrnbach bei Isen malt Engel als Mosaikbilder und nennt sie „Engel für den Weltfrieden“. In die Acrylfarben hat sie Weihwasser gerührt und die fertigen Werke in Altötting segnen lassen. Bachschneider ist von der schützenden Wirkung überzeugt. Das habe nichts mit Esoterik zu tun, eher mit ihrem tief verwurzelten Glauben. Zur Mosaikmalerei wurde sie durch die Glasmalerei bei Kirchenfenstern inspiriert. Vor allem die englischen Kathedralen haben es ihr angetan.

 

 

Sie male in keinem festen Rhythmus, gesteht die 53-jährige Künstlerin, aber das letzte dreiviertel Jahr sei mit 100 Bildern besonders produktiv gewesen. Neben Engeln sind hauptsächlich Blumen als Motiv auszumachen. Die Mosaikmalerei stellt bei Elfielon, wie sich Bachschneider selber nennt, nur eine von vielen Schaffensperioden dar. So zählen neben reliefartigen Strukturbildern, abstrakten Energiebildern und Stilleben, auch Kupfer-Kollagen, bemalte Schilder und witzige Skulpturen zu ihren Werken. 2003 entschloss sich das Multitalent, ihr Hobby zum Beruf zu machen und hat seitdem unzählige Ausstellungen bereichert. Zuvor arbeitete die gelernte Backwarenverkäuferin als Floristin, Hutverkäuferin und Gebrauchtwagen-Aufbereiterin. Ihr künstlerisches Können hat sich Bachschneider autodidaktisch erarbeitet und es bei Seminaren weiterentwickelt. Lehrreich waren auch Studienreisen durch ganz Europa, wobei sie von Schottland am meisten beeindruckt war. Die vielen Blumenschilder und Bilder in ihrem Garten, die sogar ihren Hühnerstall zieren, sind schon von weitem auszumachen und die Nachbarschaft freut sich an trüben Wintertagen über die Bachschneider‘schen Farbtupfer.

 

 

Vieles entspringt einer ureigenen Naturverbundenheit, die nicht von ungefähr kommt. In Fahrnbach wurde Elfielon nämlich in eine Idylle hineingeboren, wo ihr täglicher Morgenspaziergang in den Wald gleich nebenan führt. Hier geht sie auch einem ihrer vielen Hobbies nach, der Naturphotographie. Die Schwammerl werden bei ihr nicht abgeschnitten, sondern nur digital festgehalten. Eher untypisch ist ihr Hobby Lastwagenfahren, das sie im Moosacher Trucker-Club betreibt. Schon als Kind habe sie nie mit Puppen gespielt, ergänzt Bachschneider beinahe rechtfertigend. „Zeit für Kunst“ heißt Elfielons Motto und ist zugleich eine Aufforderung an alle, sich einen Ruck zu geben, und sich einmal mit Kunst auseinanderzusetzen. Wer Bachschneiders Werke besichtigen und erwerben will, kann dies übrigens jederzeit in ihrem Haus tun, das Atelier, Galerie und Wohnraum in einem ist. Eine telefonische Anfrage unter (08124) 527566 genügt. 
Weitere Bilder und Infos unter: www.kunstgalerie-elfielon.de

 

(Albert Zimmerer, 2016)

 

 

Gömbis Solistenkonzert

 

Bereits zum vierten Mal wurde das Solistenkonzert in der Vorhalle der Isener Pfarrkirche Sankt Zeno veranstaltet und es scheint, als ob Programmgestaltung und Umsetzung jedes Mal eine qualitative Steigerung erfahren. Initiator Lorenz Gömbi hatte auch dieses Mal geistliche Musik aus vier Jahrhunderten für Singstimmen und Streicher-Ensemble ausgesucht und zum Teil selbst bearbeitet. Eine gelungene Idee des Isener Kirchenmusikers war das Intro “Ave maris stella“ des zeitgenössischen Komponisten Emanuel Schmitt, gespielt an der Kirchenorgel und nur durch das offene Portal vernehmbar. Es war wie ein samftes Heranführen an die anschließenden Stücke von Johann Sebastian Bach und Dietrich Buxtehude, die als Meister des Barock gelten. Die verspielten, mehrschichtigen Kompositionen „Dir, dir Jehova will ich singen“ und „Wie soll ich dich empfangen“ scheinen wie gemacht für die herausragende Akustik der Vorhalle. Den ersten Höhepunkt liefert jedoch das Stück „Salve Regina“ des relativ unbekannten Vertreters der Romantik Johann Baptist Vanhal, bei dem vor allem die Singstimmen gefordert sind. Auf der akzentuierten Basslinie Gömbis meistern Susanne Buchholz (Sopran) und Rosa Obermaier (Mezzosopran) die Höchstschwierigkeiten bravourös. Voll zur Geltung kommt der Gesang in den Solostücken „Laudamus te“ (Obermaier), nur begleitet von Cembalo-Klängen und Hagerers „Salve Regina“ (Buchholz).

 

 

Besonders angetan hat es den Protagonisten die Messe in B-Dur des Klassik-Komponisten Anton Diabelli. Hier sind alle mit sichtbarem Spaß bei der Sache. Die Musiker Josef Reichl (Orgel), Ursula Karl (Violoncello), Doris Danzer und Marjorie Danzer (beide Violine) demonstrierten ihre Virtuosität mit zwei Instrumentalstücken von Antonio Vivaldi. Ein entfesseltes Cello und wettstreitende Violinen sorgten für absoluten Hörgenuss. Für ihren langanhaltenden Applaus wurden die Zuschauer mit der Zugabe „Ave Maria“ belohnt. Beide Aufführungen waren bis auf den letzten Platz besetzt.

 

(Albert Zimmerer, 2016)

 

 

Maria und ihr unglaublich schöner Beruf

 

Als Tobias Prinzhorn am 25. Juni im Freisinger Dom zum Priester geweiht wurde, war selbstverständlich auch Maria Nußrainer aus Isen dabei und fieberte mit dem Pemmeringer mit. Die letzten fünf Jahre haben beide gemeinsam Theologie studiert und waren sogar in der gleichen Schulgruppe. Reiner Zufall sei das gewesen, erzählt Nußrainer, sie hätten sich vorher gar nicht gekannt. Die 31-jährige hatte bereits vor einer Woche ihren großen Tag. Bei einem feierlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche Sankt Georg in Freising wurde sie von Kardinal Reinhard Marx als Pastoralassistentin ausgesendet. Im kommenden Herbst beginnt ihre Berufseinführung als Seelsorgerin im Pfarrverband Rottenbuch im Landkreis Weilheim-Schongau. Für ihre Ausbildung verbrachte Nußrainer die letzten Jahre in Puchheim.

 

 

Zu vergleichen seien ihre zukünftigen Aufgaben mit denen von Isens Gemeindereferent Bernhard Schweiger, der zusammen mit der Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats Irmgard Hibler der Aussendungsfeier beiwohnte (siehe Foto, mit Tobias Prinzhorn). Neben kirchlicher Jugendarbeit und der Leitung von Wortgottesdiensten, sowie der Vorbereitung auf Erstkommunion und Firmung gehört auch die Vernetzung von Gruppen im Pfarrverband mit verschiedenen Gremien und Institutionen dazu. Es sei ein „unglaublich schöner Beruf“ schwärmt Nußrainer. Dabei sei ihr früher der Begriff Pastoralreferentin selber unbekannt gewesen und sie habe nach dem Abitur mit einem Lehramtsstudium begonnen. Zweifel an Kirche und Glauben seien normal und ihr durchaus vertraut. Deshalb habe sie auch Verständnis für viele Jugendliche, die damit nichts anfangen könnten. Hier sollten die Erwachsenen mehr ihrer Vorbildfunktion nachkommen. Ein besonderes Vorbild sei Papst Franziskus, der „die Kirche in Schwung bringt“. Vor allem seine ganzheitliche Betrachtungsweise, zu der auch Umweltaspekte zählen, gefielen ihr. Am Sonntag, 3. Juli gestaltet sie zusammen mit Dekan Josef Kriechbaumer in Isen den Gottesdienst um 10 Uhr.

 

(Albert Zimmerer, 2016)

 

 

Hermann und sein Königstiger

 

Mächtig stolz ist Hermann Seibold aus Loipfing bei Isen auf seinen Traktor. Es handelt sich um einen Königstiger I aus dem Jahre 1971, hergestellt im Forsterner Eicher-Werk. Der 45PS-starke Schlepper hatte damals mit bedeutenden Neuerungen für Aufsehen in der Branche gesorgt und wurde mit einer Gesamtstückzahl von 2700 gefertigt.

 

 

Schon als Bub konnte sich Hermann für Eicher-Traktoren begeistern, so dass er folgerichtig jetzt Mitglied der Eicherfreunde Fostern ist. Der Verein feiert heuer das 80-jährige Jubiläum der Eicher-Traktoren am 25. und 26. Juni mit einem großen Eicher-Treffen beim Isener Volksfest, von wo aus auch ein Shuttlebus zum Eicher-Museum in Forstern eingesetzt wird. Beide Termine sind in Seibolds Kalender dick angestrichen. Auch ein persönliches Jubiläum kann der Traktorliebhaber feiern. Da er genauso alt ist wie sein Königstiger, haben beide zusammen unglaubliche 90 Jahre auf dem Buckel. Und beiden sieht man das Alter nicht an. Besonders freut es Seibold, dass der Schlepper noch die Original-Lackierung hat und dank regelmäßiger Pflege noch bestens funktioniert. Obwohl sein Vater, der mittlerweile verstorben ist, die Landwirtschaft schon vor über 20 Jahren aufgegeben hat, lässt es sich der Junior nicht nehmen, jedes Jahr gleich neben dem Haus ein Kartoffelfeld anzulegen – nicht ohne seinen Königstiger.

 

(Albert Zimmerer, 2016)

 

 

Rosis Musical-Melodien

 

Die Liebe zur Musik ist der Antrieb für Rosi Obermaier. So war es auch reine Herzensangelegenheit, einmal ein Konzert mit Musical-Melodien aufzuführen. Zusammen mit dem Dorfener Kirchenmusiker Ernst Bartmann, der die Isener Sopranistin am Klavier begleitete, erfüllte sie sich nicht nur diesen Wunsch, sondern machte auch ihr Publikum glücklich. Dass der Isener Rathaussaal mit seiner ausgezeichneten Akustik einen idealen Rahmen bildet, wurde gleich beim ersten Stück, einem Medley aus „My Fair Lady“ deutlich. Und schnell merkte man, dass die eigentlich in der Kirchenmusik beheimatete Obermaier auch Amerikanisches Musical kann. Mal melancholisch, mal jazzig oder richtig schmissig, wie bei „Amerika“ aus Leonhard Bernsteins „Westside-Story“, es wurde die ganze Bandbreite des Musiktheaters präsentiert. Vor allem bei den bekannten Melodien aus Andrew Lloyd Webbers „Jesus Christ Superstar“, „Cats“, „Phantom der Oper“ und „Evita“ wurde die gesangliche Qualität hörbar.

 

 

 Bartmann erwies sich nicht nur als virtuoser Begleitmusiker, sondern zeigte bei seinen zwei Solostücken, wie Ragtime funktioniert, damit der Funke überspringt. Auch Obermaier spendete ihrem Companion Beifall, weil „er so schee spuit“. Ihren Favoriten George Gershwin hatte sich die Sängerin bis zum Schluss aufgehoben. Der geniale Komponist hatte es ihr mit „Summertime“ aus „Porgy And Bess“ und „I Got Rhthm“ angetan. Die rund 60 Zuschauer, darunter Bürgermeister Siegfried Fischer und Lengdorfs Gemeindeschefin Gerlinde Sigl, quittierten das gelungene Konzert mit viel Applaus.

 

(Albert Zimmerer, 2016)

 

 

Lesung dahoam

 

Seit zehn Jahren veröffentlichen Wolfgang Hofer und Siegfried Unterhuber nun schon ihre Gedichtbände und Prosasammlungen. Ihre zahlreichen Lesetouren schweißten den Lengdorfer und Schwindegger zu einem unzertrennlichen Literatenduo zusammen. Man hat viel erlebt, aber einen solchen Rahmen wie jetzt beim Heimspiel in Niedergeislbach, gab es noch nie. Rund 80 Zuschauer drängten sich im ehemaligen Gasthaus Empl, das seit 1979 keines mehr ist und Hofers Großeltern gehörte, um ihrer „Lesung dahoam“ beizuwohnen. Auch Bürgermeisterin Gerlinde Sigl ließ sich das Großereignis nicht entgehen.

 

 

Passender konnte der Ort nicht gewählt werden, um die neuen Werke vorzustellen. Während Hofer mit „Das Geheimnis von Vielherzbach“ seinen ersten Roman mit „Feiertagsgeschichten vom Land“ vorlegt, geht Unterhuber in seiner Erzählung „Sepp und seine Mam“ auf den „ganz normalen Familienwahnsinn“ ein. Bei all den Unterschieden in Schreibstil und Form eint beide Autoren die Intention. Man will Bayerisches Brauchtum bewahren, ohne zu verklären und thematisiert Alltagsprobleme mit einem Schuss Ironie. Beide lassen ihre Protagonisten „Franz“ (bei Hofer) und Sepp (bei Unterhuber) in fiktiven Ortschaften agieren, die sich „rein zufällig“ als real existierende identifizieren lassen. Bei aller Ernsthaftigkeit kommen Witz und Satire nicht zu kurz. Als der Sepp beispielsweise seiner Mam rät, sich einen Rollator anzuschaffen, giftet diese zurück: „Und du brauchst unbedingt eine Frau!“ Köstlich auch, wie die Mam mit ihrem neuen Seniorenhandy den Sepp ständig in der Arbeit anruft. Beim spannenden Stöbern und Forschen vom Franz nach Vielherzbachs Geheimnissen erfährt man viel über alte Rituale und amüsiert sich köstlich über Anekdoten aus einer Zeit, die noch gar nicht so lange her ist, aber unendlich weit entfernt scheint. Wie die Rezepte in Hofers Roman-Anhang real schmecken, durften die Zuschauer in der Pause bei Schmalzgebackenem, Kuchenschnitten und belegten Broten in Erfahrung bringen. Den musikalischen Rahmen bildeten die „All:Stars“ aus Reichenkirchen. Sie hatten passenderweise Bayerische Lieder ausgewählt und überzeugten mit ihrer Eigenkomposition „Dahoam“. Weitere Infos unter: www.hirnkastl-und-herz.de

 

(Albert Zimmerer, 2015)

 

 

Marika - die Heimatfilmerin

 

Eine neue Leidenschaft pflegt Marika Hiermann aus Isen. Sie filmt. Eigentlich alles, was mit ihrer Heimat zu tun hat, hält sie mit der Kamera fest. Ob Faschingsumzug oder Frühjahrskonzert, ob Burgrainer Sonnwendfeuer oder die Meisterschaftsfeier der Fußballer. Sie gewährt Einblicke in die Bäckerei Sattler, der Firma Banke oder zeigt einfach nur Impressionen von einem Frühlingstag im Bürgerpark. Aufwändig gestaltet und professionell geschnitten, sind die Kurzfilm-Dokumente im Internet auf der Facebook-Seite „Isen Infos“ zu finden. Diese ist auch über ein kostenloses Smartphone-App abrufbar und hat bereits über 400 „Gefällt mir“-Angaben. Marika gehört zum Redationsteam seit der Gründung im Januar. Die meisten Reaktionen, die sie bekomme, seien positiv, betont die gelernte Goldschmiedin nicht ohne Stolz. „Mittlerweile melden sich Leute von sich aus, die eine Idee für ein Video haben“, freut sich Marika.

 

 

Schon immer hatte die gebürtige Burgrainerin ein ausgeprägtes Heimatgefühl und begeisterte sich mit Herzblut für die Natur. Seit sie im Ruhestand ist und endlich mehr Zeit hat, engagiert sich Marika bei der Nachbarschaftshilfe Isen-Lengdorf-Pemmering und beim Isener Ortsverschönerungs- und Gartenbauverein. Dort schätzt man ihre inspirierte Arbeit als Schriftführerin, ebenso wie ihr sichtbares Talent als Landschaftsfotografin. Letzters findet nun quasi eine Fortsetzung, eben mit bewegten Bildern. Dass übrigens auch ihr Schreibtalent beachtenswert ist, kann man in der „Altbayerischen Heimatpost“ nachlesen. Die Wochenzeitschrift hat schon fünf ihrer Kurzgeschichten abgedruckt. Einen besonderen Wunsch hat die Heimatfilmerin. Sie möchte einmal einen ganzen Tag auf einem Bauernhof verbringen - selbstverständlich mit ihrer Kamera.

 

(Albert Zimmerer, 2015)

 

 

Imelda - meine Weinbergschnecke

 

Es war eine Begegnung der besonderen Art. Im Grunde nichts besonderes, aber berührend. Im letzten Jahr traf ich sie im Garten an. Ja, es war eine simple Weinbergschnecke, aber ihre Entdeckung war richtig wohltuend, in Anbetracht der Massen von Nackt- und Wegschnecken. Wenn sich jetzt sogar eine geschützte Art bei mir ansiedelt, kann also nicht alles falsch gewesen sein bei der Gartengestaltung. Ich freute mich. Als ich heuer im Frühjahr den Garten herrichtete, dachte ich so manches Mal an sie: Würde meine Weinbergschnecke etwa den Winter überlebt haben? Und tatsächlich, da war sie. Mir kam sie sogar noch schöner und größer vor, mit ihrem spiralig gewundenen Schneckenhaus. Fast majestätisch mutete ihre Gestalt an und mir schien der Name „Imelda“ passend, für meine Schneckenkönigin. Ich achtete immer darauf, dass ihr ja nichts passierte, wenn in ihrer Nähe gemäht oder gejätet werden musste. Wenn ich sie auf dem Granitweg sah, hob ich sie vorsichtig auf und setzte sie unter die Büsche. Ein paar mahnende Worte gab ich ihr immer auf den Weg.

 

 

Bloß einmal, es dämmerte schon, übersah ich Imelda und stupste mit meinem Gartenschuh an ihr Schneckenhaus. Ich merkte sofort, dass sie verletzt sein musste, das Kalkgehäuse war seitlich eingedrückt. Sie schlich zwar davon, als sei nichts gewesen, aber ich war untröstlich. Kopfschüttelnd machte ich mir Vorwürfe. Die Tage vergingen und Imelda war nicht mehr zu sehen. Schade, dachte ich mir. Doch dann, es war beim morgendlichen Rundgang, sah plötzlich eine Weinbergschnecke. Bei näherem Hinsehen, ich traute meinen Augen kaum, erkannte ich eindeutig - Imelda. Die eingedrückte Stelle war auf wundersame Weise geflickt worden und wie eine Narbe wirkten die Umrisse der Schadstelle. Genial diese Weinbergschnecken! Fröhlich wie selten, sah man mich an diesem Tag noch lange im Garten, Imelda an meiner Seite.

 

(Albert Zimmerer als Ghostwriter, 2015)

 

 

Rahmenprogramm zum Holzbildhauer-Symposium

 

Die musikalische Vielfalt der Marktgemeinde stand im Vordergrund beim Rahmenprogramm zum Isener Holzbildhauer-Symposium. Während man bei der Rocknacht noch „Heroes just for one day“ war, wurde beim Bayerischen Abend traditionelles Lebensgefühl zelebriert.

Kontrastreicher geht es kaum. Und doch gab es genügend Berühungspunkte, was am augenscheinlichsten von Lugge Vitzthum verkörperte wurde. Das musikalische Urgestein zupft sowohl bei den „Gefälschten Polnischen Papieren“, als auch bei den „Drei Lustigen Drei“ den Bass, einmal die E-Variante, einmal den Kontrabass, einmal Red Hot Chili Peppers, einmal Rehragout. Auch die Jugend ließ sich blicken. Während Marcel Kowalski und seine Mannen als „Mia sans“ sich selbstbewusst an Stefan Dettls „Rockstar“ zu schaffen machten, enterten die Isentaler Schuhplattler als Holzhackerbuam die Bühne, dass die Fetzen nicht nur sprichwörtlich flogen. Dazu packte die Isener Blaskapelle waschechte Wirtshaus-Musi aus und zog es vor, statt auf der Bühne gleich im Zuschauerraum zu spielen. Den puren Spass am Musizieren zeigte auch Robert Kopetz mit seiner Band ROB und Bluesrock vom Feinsten. Nachdenkliches brachte auf der einen Seite Henry Schiller mit seinem Projekt „Strange Chemistry“ unter die zahlreichen Zuschauer, auf der anderen Seite sorgten das Harfenduo Lisa & Bärbel, sowie die Westacher Sänger für die besinnlichen Momente. So fand sich bei allem Kontrast fast zu jedem Programmpunkt eine Entsprechung, und auch der in Holz gehauene Isen-Schriftzug auf der Bühne des Klement-Saals war derselbe.

 

 

Kein Pendant gab es zu Christa Schweiger, die beim Bayerischen Abend als Erzählerin begeisterte. Die Autorin, Chronistin und Fastenrednerin aus Pemmering hatte ihre Wanderung zu den Holzbildhauern im Meindl-Park eindrucksvoll in Versform gefasst. An Bürgermeister Siegfried Fischer überreichte sie zum Abschluss ein Geschenk, einen mit Obst verzierten Schutzhelm. Mit diesem sei es dem Gemeindechef nun möglich, seinen Garten verletzungsfrei zu mähen.

 

(Albert Zimmerer, 2015)

 

 

Poetry-Slam macht Spaß

 

Poetry-Slam findet immer mehr Zuspruch. Rund 80 Zuschauer waren es im Dorfener E3. Seit der Premiere dort vor einem halben Jahr muss es sich herumgesprochen haben, dass nicht nur die Wort-Akrobaten ihren Spass haben, sondern auch das Publikum. Von Anfang an wird es mit einbezogen. Nicht nur, dass es die Jury stellt, es entscheidet auch die Reihenfolge der zehn Teilnehmer per Los. Die Themen sind auch dieses Mal so vielfältig wie das Leben selbst. Während die beiden weiblichen „Slamigos“, wie man sich nennt, die großen Gefühle lyrisch auf die Bühne bringen, ist bei den Jungs mehr Kabarett angesagt und gekaulauert wird sowieso. Da verwandelt sich schon mal Lohengrin zum „Lodengrün, dem die Hoden glühn“, das Internet gilt mit ihren „assozialen Hetzwerken“ als „virtuelle Kloschüssel“ schlechthin und zynisch wird eine „Suizidquote für Frauen“ gefordert.

 

 

Die Moderatoren Carolin Annuscheit und Chris Klöffer haben gut gelaunt alles bestens in Griff. Frotzeln und sich gegenseitig in die Pfanne hauen, ist erlaubt und gehört einfach dazu. Im Finale der drei besten Slammer hat Martin Sieper die Nase vorn. Für seine Ultraschalluntersuchung, bei der ihm unausweichlich Gedanken an „Alien - die Rückkehr“ kommen, erntet der Rosenheimer den meisten Applaus. Fast gleichauf in der Publikumsgunst liegen Zita Lopram aus Wasserburg und Sebastian Stopfer aus Landshut. Während Lopram mit seinem „Hass to go“ den „Gutbürgern mit ihrer Gratis-Bild“ Schwarz-Weiß-Denken und Bequemlichkeit vorhielt, malte sich Stopfer literarisch ansprechend aus, wie ein schwuler James Bond auf seiner Vespa Bösewichte jagt. Letztere bedrohen die Welt mit einer Chemikalie, die alle Schwule in Frauen verwandelt. Am Ende war es gar nicht so wichtig, wer gewinnt, wichtig war viel mehr der Spass, und den hatten alle. Die nächsten Poetry-Slams finden statt am 17. April im Erdinger Sonic, am 23. April in der Alten Kaserne in Landshut und am 13. Mai in Isen in der Rathaus-Tiefgarage.

 

(Albert Zimmerer, 2015)

 

 

10 Jahre Starkbierfest Pemmering

 

10-jähriges Jubiläum feierte das Starkbierfest der Pemmeringer Freischützen. Von Jahr zu Jahr wurden es mehr Besucher, so dass es heuer sogar an drei Tagen im Gasthaus Pointner stattfand und jedes Mal ausverkauft war. Auch der Ablauf war nicht wie immer. Initiatorin Christa Schweiger war mit ihrer Fastenpredikt nicht Höhepunkt, sondern Auftakt für ein dreistündiges Programm. Als Pater Christopherus hatte sie sich wieder kundig gemacht und manch Anwesender musste den Kopf einziehen ob ihrer verbalen Rundumschläge. Bei Bürgermeister Siegfried Fischer sah sie den glühenden Funken der Leidenschaft durch zwei Sambatänzerinnen beim Volksfest neu entfacht. Auch das Begrüßungsritual seiner Vorzimmerdamen verriet der Pater, bei dem sie ihren Chef täglich darauf hinweisen müssen, dass er „immer Recht hat“. Ein Malheur sei dem Gemeindechef beim Christbaumaufstellen passiert. Er hatte beim Ästestutzen gleich das Lichterkettenkabel mit abgeschnitten. Auch den Vitzthum Lugge habe ein Unglück ereilt - auf dem Fernsehturm. Deswegen sehe man ihn öfter auf allen Vieren durch den Olympiapark robben, auf der Suche nach seiner vom Winde verwehten Brille. In Pfarrer Josef Kriechbaumer erkannte Schweiger Don Camillo, der den Zwergenaufstand probt, aber vom Landrat um zwei Köpfe überragt werde.

 

 

Beim anschließenden Musical „Der Watzmann ruft“ zeigte sich einmal mehr die Stärke der Pemmeringer. Diese liegt darin, bekannte Stücke mit so einer Intensität auf die Bühne zu bringen, als wären sie selbt geschrieben. Möglich ist das nur, weil im Team eine enorme schauspielerische Qualität vorhanden ist. Nicht nur die etablierten Schauspieler Martina Nicolai als verstockter Knecht und Stefan Hobmaier als mürrischer Bauer (und souveräner Sänger) zeichneten sich aus, auch Jakob Schietzl als „Bub“, Christian Schwaiger als „Gailtalerin“ und Stefan Schweiger als weiterer Knecht spielten überragend. Hinzu kamen die ewig gaggernden Mägde Renate Vitzthum, Jessica Reisinger und Samantha Reisinger. Das Publikum hatte seine Gaudi und wurde als Echo mit eingebunden. Eine Entdeckung war Wolfgang Peller als Erzähler, der seine sonore Stimme zur Geltung brachte. Viele witzige Details und eine tolle Kulisse trugen zum Gelingen bei. Die Musik von den „Drei lustigen Drei“, die durch Anderl Schwaiger und Jonas Vitzthum verstärkt wurden, war nicht nur erstklassige Begleitung, sondern wesentlicher Bestandteil des Stücks. Christa Schweiger freute sich am Ende riesig, dass man ihr mit dem Musical einen großen Wunsch erfüllt habe und erklärte ihre Vorliebe für den Watzmann: „Darin geht es um Getriebene, wie wir es sind. Doch unser Antrieb ist der Spaß!“

 

(Albert Zimmerer, 2015)

 

 

Henry Schillers Alterswerk

 

Henry Schiller hat sich einen lang ersehnten Traum erfüllt und legt nun seine eigene CD vor. Schon der Titel „Strange Chemistry“, also „Eigenartige Chemie“ macht neugierig. Das Coverbild stammt von seinem Sohn Alex und untermalt den Titel perfekt. Knapp zwei Jahre lang hat der Isener Rockmusiker an den Stücken gefeilt und viele Aufnahme-Sessions bei Bonifaz Prexl absolviert, oft die ganze Nacht durch. Es hat sich gelohnt. Was in dem kleinen aber feinen Studio in Niederding produziert wurde, kommt einer musikalischen Biographie Schillers gleich und entfaltet eine kreative Wucht, die das Prädikat „meisterhaft“ verdient. Es ist weniger das simple Songwriting, das Schiller antreibt, es sind vielmehr komplexe Strukturen wie zu Zeiten des Progressive Rock der 70-er Jahre. Beispielhaft sind die Songs „The Writing On The Wall“ oder „City Woman“. Auch seinen Erlebnissen in den „St.Pauli Nites“ hat er ein Denkmal gesetzt, mit nichts geringerem als einer 9-minütigen Mini-Oper. Absolut hitverdächtig sind die Stücke „Impatient Youth“ und „You Give Me Something“, wo Schiller eine Affinität zu Irish Folk und Rockabilly an den Tag legt. Im Bonus-Material gibt es auch eine gelungene Techno-Überraschung.

 

Henry Schiller aus Isen präsentiert seine erste CD, im Hintergrund das Originalgemälde zum Cover.

 

Um die neun Stücke live auf der Bühne zu präsentieren, hat Schiller eine eigene Band ins Leben gerufen. Neben Bonifaz und dessen musikalischen Wegbegleiter Matt Grissini gehören „Panzerknacker“ Walter Schäfer und Isens Stimmwunder Conny Lösl zum Team. Eine perfekte Mischung, die gar nicht so „strange“ ist und Kenner der Szene begeistern dürfte. Die ersten mit Spannung erwarteten Auftritte sind bei der Altenerdinger Rocknacht am 11. April, im Gasthof Bichler in Emmering am 2. Mai und bei der Isener Rocknacht am 8. Mai. Für den 65-jährigen ehemaligen IT-Berater ist Rockmusik nicht nur ein Hobby, sondern Passion. Schiller stammt aus Boston/USA und war seit frühester Jugend in vielen Bandprojekten dabei, oft zusammen mit seiner späteren Frau Beth, die auf der CD ebenfalls mitwirkt. Auch als er nach Deutschland übersiedelte und 1988 nach Isen zog, setzte sich immer wieder das Rock-Gen durch. Vielen ist Schiller von der Isener Marktnacht ein Begriff, wo er als Mitglied der Bands „Fly United“, „Outta-the-box“ und „Nick’s Noise“ an der Gitarre und mit seinem markanten Gesang überzeugte. Auch bei den Musical-Projekten „Generation Gold“ und „Vita Semper“ wirkte er als Sänger und Komponist mit. Käuflich zu erwerben gibt es die CD bei Schuh Fischer in Isen und über Henry Schiller auf Facebook.
 

(Albert Zimmerer, 2015)

 

 

Autorin Christa Schweiger vollendet ihre Trilogie

 

Ihren dritten Roman innerhalb von fünfeinhalb Jahren hat die Pemmeringer Autorin Christina-Maria Schweiger jetzt vorgelegt und damit ihre „Im Zeichen“-Trilogie vollendet. Während sich im Erstlingswerk 2009 alles um die Sehnsucht drehte und der Nachfolger 2011 die Hoffnung zum Thema hatte, triumphiert im abschließenden Werk die Liebe. Der Titel „Im Zeichen der Liebe, Hoffnung und Sehnsucht“ fängt die Vorgänger ein, wobei das Buch aber absolut eigenständig ist. „Die Rückblenden sollen nur neugierig machen, was im ersten und zweiten Teil der Trilogie passiert“. Diese seien aber nicht unbedingt notwendig, um der Geschichte folgen zu können“, verspricht Schweiger. Ihre Protagonisten Sophia und Tom sind inzwischen verheiratet und haben eine Tochter. Als Tom aus beruflichen Gründen ein Jahr ins Ausland muss, verbringt Sophia viel Zeit in ihrem Wochenendhaus auf dem Land. Plötzlich geschieht etwas, was sie an Toms Liebe zweifeln lässt und zutiefst erschüttert. Eine nahe gelegene Kapelle, die sie magisch anzieht und eine ältere Frau, die ein Geheimnis umgibt, sind Auslöser dafür.

 

 

Der Schluss wird nicht verraten, aber auf den sei sie richtig stolz, freut sich die Autorin. Auch ihre Testleser konnten sich der fesselnden Auflösung des Rätsels kaum entziehen. Schon beim Schreiben hatte sie ein gutes Gefühl, als ob sie „jetzt richtig reinkomme“. Obwohl die Geschichte frei erfunden ist, fließen viele persönliche Erlebnisse und Gefühle mit ein. „Allerdings nicht mehr so viele wie im ersten und zweiten Teil“, so Schweiger. Die Kapelle existiert auch in Wirklichkeit, heißt „Frauenbründl“ und war für sie als Kind schon ein besonderer Ort, wo sie gerne spielte. Zum Schreiben hat sich die Autorin auch dieses Mal in die Einsamkeit einer Berghütte begeben. Ihr Mann Sepp und die beiden Söhne hatten immer schon großes Verständnis für diese kreativen Phasen, die sich allerdings häuften. Jetzt will Schweiger etwas kürzer treten und plant eine Auszeit zum Neusortieren, wobei kleinere Projekte wie das hiesige Starkbierfest, wo sie als Fastenpredigerin auftritt, immer drin sind. Außerdem steht eine natürliche Zäsur an, ein runder Geburtstag. Das Buch ist im Handel und bei der Autorin erhältlich.

 

(Albert Zimmerer, 2015)

 

 

Paul, der diebische Kater

 

In höchster Alarmbereitschaft befinden sich die Anwohner der Göttner- und Sigismundstraße in Isen immer dann, wenn sie einen schwarzen Kater mit weißen Pfoten sehen, der um die Häuser zieht. Dann nämlich ist Kater Paul auf Beutesuche. Und diese ist keine gewöhnliche. Paul hat sich auf Schuhe spezialisiert, die leichtsinnigerweise vor Eingängen oder auf Terrassen abgestellt wurden. Diese schnappt er sich und schleppt sie zum Leidwesen von Frauchen Heidi Winkler zu sich nach Hause. Ein ganzer Berg von Gummilatschen hat sich mittlerweile aufgetürmt und wartet auf Abholung durch deren Eigentümer, die freilich lange nicht ahnten, wo sich das Diebesgut befindet. So startete Winkler eine Zettelaktion, mit der sie auf die Leidenschaft ihres Katers aufmerksam machte. Diese scheint von Jahr zu Jahr größer zu werden, seit Paul vor fünf Jahre als halbjähriges Kätzchen nach Isen kam. Eine Maus oder einen Vogel habe er bisher noch nicht erbeutet, wundert sich Winkler und erzählt von einer weiteren Kuriosität. Wenn Paul keine Schuhe findet, bringt er Holzstöckchen und abgebrochene Zweige heim. Die könne man immerhin zum Anheizen verwenden, schmunzelt Winkler und streicht Paul über das Fell.

 

(Albert Zimmerer, 2014)

 

 

Ich bin dann mal weg: Meine Wallfahrt nach Altötting

 

„Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude!“ Nirgends trifft dieses Sprichwort mehr zu als bei einer Fuß-Wallfahrt nach Altötting. Als ich nach beschwerlichen 42 Kilometern endlich auf dem Platz vor der Gnadenkapelle stand, kam es mir unweigerlich in den Sinn und beim Läuten der Basilika-Glocken überfiel mich Gänsehaut.

Altötting, endlich am Ziel: Gänsehaut beim Läuten der Basilika-Glocken.

 

Es war meine erste Wallfahrt überhaupt und wie es dazu kam, war purer Zufall, und Neugier. Die Geschichte begann mit dem Pfarrball, wo ich gelegentlich auftauche, um ein paar Pressefotos zu schießen. Dieses Mal blieb ich länger, weil mein Spezl Rul ebenfalls da war, und bekam die Tombola-Verlosung mit. Als Hauptpreis gab es für eine Gruppe von 20 Leuten eine Wallfahrt nach Altötting, oder besser gesagt, ein „Überlebens-Päckchen“ für eine solche mit Blasenpflaster, Magnesium-Tabletten etc. So etwas als Preis zu deklarieren, sorgte bei den Gewinnern für ungläubliges Raunen und Rul vermutete gar ein abgekartetes Spiel. Aus der guten Laune heraus versprach ich, ihn bei der Wallfahrt zu begleiten. Zumindest bis Stierberg sei das durchzuhalten, wusste Rul aus diversen Erfahrungsberichten und sprach sich selbst Mut zu. Doch dieser sank, je näher der Termin 11. Mai rückte. Und da an diesem Tag auch das Bundesligaspiel Düsseldorf gegen Nürnberg auf dem Plan stand, zog sich Rul geschickt aus der Affäre. Ich blieb übrig. Immerhin war die Sache mit dem Tombola-Gewinn von Pfarrer Josef Kriechbaumer werbestrategisch geschickt eingefädelt, denn so viele Pilger wie dieses Mal waren es noch nie, wie ich später erfahren sollte. Pünktlich um 4.00 Uhr stürmte unser Kreuzträger, der Linner Peter aus der Kirchen-Vorhalle und drängte zum pünktlichen Start. Schon war ich mittendrin, es gab kein Entrinnen mehr. Unser Vorbeter war der Stangl Sepp. Er stimmte sogleich den Rosenkranz an und der Zug teilte sich in linke und rechte Glühwürmchen. So jedenfalls muss er aus der Ferne ausgesehen haben, da die meisten Pilger mit einer Taschen- oder Stirnlampe ausgerüstet waren. Überhaupt die Sache mit der Ausrüstung, allen voran das Schuhwerk. Hier hatte ich recherchiert: Leichte Laufschuhe bei trockenem Wetter, hieß es und feste Wanderschuhe bei Regen. Also im Zweifel für das feste Schuhwerk, dachte ich mir und bereute dies bereits beim Anstieg zum Zieglstadl. Das erste Zwicken schon nach drei Kilometern, erste Schweißbäche vor Wernhardsberg, unserer ersten Rast. Ist das durchzuhalten? Um mich herum scheinbar nur Profis, die diesen Marathon locker durchstehen würden. Beim Beten merke ich ebenfalls Schwächen, Textschwächen, der Vers „der für uns das Kreuz getragen hat“ bleibt mit Blick auf unseren Linner Peter schon besser hängen. Wie hält er das bloß durch, Respekt. Von ihm bekomme ich bei der Rast auch den Tipp mit dem zweiten Paar Socken. Meine Rettung zumindest bis Stierberg. Kurz davor kommt dann der Regen. Wie im letzten Jahr, berichtet mir der Peter, bloß dass es da so schlimm war, dass die Tropfen waagrecht dahergeflogen kamen und viele so tropfnass wurden, dass sie die Kleidung wechseln mussten. Endlich Stierberg, Kilometer 21, Halbzeit. Endlich die ersehnten Weißwürste mit einer Russn-Halben. Hier hätte die Wallfahrt eigentlich enden können, ich wäre keinem böse gewesen. Zum Glück ging es nicht nur mir so. Einige Frauen, vor allem jüngere, unerfahrene, haben bereits Blasenpflaster und Magnesium aufgebraucht und kritisieren das stramme „männliche“ Marschtempo. Dabei sei das weibliche Geschlecht eindeutig in der Mehrheit. Als psychologische Stütze erweist sich das Begleitfahrzeug, das nach dem Tod seines Vaters nun der Burgmair Martin junior steuert. Er hat auch das Notizbüchlein dabei, in das sich jeder Pilger einträgt. Und jetzt haben wir es schwarz auf weiß, es sind 57 Teilnehmer – neuer Rekord, zumindest seit Bestand des Büchleins, wobei sich einige erst in Stierberg hinzugesellen. Von Martin erfahre ich, dass die Isener Wallfahrt von Kriegsheimkehreren ins Leben gerufen wurde. Damals führte die Route noch über Schwindkirchen. Schon heißt es wieder aufbrechen, der Zeitplan muss eingehalten werden. Unser nächstes Ziel ist Ampfing. Das Kreuz trägt jetzt der Deuschl Anton. Zum Ratschen bleibt kaum Zeit. Unermüdlich treibt der Stangl Sepp uns arme Sünder mit kräftiger Stimme von Rosenkranz zu Rosenkranz. Das hilft beim Abschalten, beim Insichkehren. Mittlerweile brennt die Fußsohle unaufhörlich und eine Blase im Fersenbereich verschafft sich Aufmerksamkeit. Mir ist klar: Wenn ich jetzt die Schuhe ausziehe, bekomme ich sie nie wieder an. In Rattenkirchen werden wir scheinbar mit Glockenläuten empfangen, gemeint sind jedoch die Hiesigen, die sich zum Felderumgang aufmachen. Als ich zufällig mitkriege, dass auch der Stangl mit einer Blase zu kämpfen hat, geht es meiner wieder etwas besser. Dafür verkrampfen sich die Wadln und ein Stechen zieht sich bis in die Leisten.

Da war guter Rat teuer:

Eine Baustelle vor Ampfing zwingt die Isener Wallfahrer zum getrennt Gehen.

 

Bei Heldenstein stehen wir plötzlich vor einer Baustelle, ein langer Graben für die Gasleitung. Ein Teil der Gruppe samt Kreuzträger springt drüber, kann jedoch nicht mehr zurück. Der andere Teil mit Vorbeter verweigert den Sprung, so dass bis zum Ampfinger Bahnhof getrennt marschiert wird. Jetzt komme auch ich in den Genuss, das Kreuz zu tragen. Auf der Geraden ist das noch erträglich, vor allem deshalb, weil ich mich auf den letzten Metern wähne. Der Burgmair Martin hat als Vorhut die Fahrkarten besorgt, und erschöpft lassen wir uns in die Waggon-Sitze fallen. Allerdings geht es nur für einen Teil der Gruppe direkt nach Altötting. Die anderen werden vom Stangl Sepp bei Heiligenstatt hinausgescheucht für „ein paar Meter Kreuzweg“. Dass die Kreuzweg-Tafeln jeweils 500 Meter auseinanderliegen, merke ich erst, als es zu spät ist. Und obwohl man Altötting schon vor Augen hat, dauert es noch eine ganze Stunde bis zum ersehnten Ziel. Vor dem gemeinsamen Gottesdienst mit den Haagern bleibt noch etwas Zeit für einen Wirtshausbesuch und einen Bummel bei den Devotionalien-Händlern, wobei einem nicht recht zum Bummeln zu Mute ist. Mit dem Rosenberger-Bus geht es dann nach Hause. Übrigens: Die Blase war nicht so schlimm, wie ich erst dachte, aber die Wadln spürte ich drei Tage.

Fazit: Wer körperlich nicht 100prozentig fit ist, oder Wallfahrt mit Wandern verwechselt, ist hier fehl am Platz. Die Strapazen wachsen von Kilometer zu Kilometer, aber auch das Gemeinschaftsgefühl. Es ist wahrlich keine Gaudi, aber der Spaß kommt nicht zu kurz. Man muss sie einfach selbst erlebt haben, die Fuß-Wallfahrt nach Altötting, wenigstens EINmal.

(Albert Zimmerer, 2013)

 

 

Die Seereise der Theresa Mandl

 

„Genial, Wahnsinn, unbeschreiblich!“ Mit diesen Worten fasst Theresa Mandl aus Isen das letzte halbe Jahr zusammen, das sie auf einem „schwimmenden Klassenzimmer“ verbrachte. Die 190 Tage auf dem Top-Segel-Schoner „Thor Heyerdahl“ waren jedoch weniger eine vergnügliche Schifffahrt in die Karibik, als vielmehr ein Reise zu sich selbst. Seit einigen Tagen ist die 16-jährige Schülerin wieder zu Hause und noch gilt es, die vielen Eindrücke aufzuarbeiten. Es höre sich zwar komisch an, gesteht Tesi, wie sie von allen genannt wird, doch erst einmal müsse sie sich an daheim gewöhnen. Genauso wie sie sich an das Leben auf dem Schulschiff der Universität Nürnberg-Erlangen gewöhnen musste. „Zu Hause ist alles so groß, aber trotzdem beengt“, stellt die Jung-Abenteuerin fest, während es auf der Thor zwar beengt war, aber der Atlantik eine gigantische Größe offenbarte. Die Landaufenthalte im exotischen Dschungel oder an den schönen Stränden seien wirklich toll gewesen, aber so richtig wohlgefühlt habe sie sich auf hoher See. Das sei die eigentliche Entdeckung gewesen, schwärmt Tesi. Im Gegensatz zu den 32 Mitschülern an Bord war sie nie seekrank und ihr Lieblingsplatz wurde schnell das Rigg, da ihr auch Höhenangst völlig fremd ist.

 

 

Es sei auch ein Traum gewesen, bei Flaute im 4000 Meter tiefen Atlantik zu baden. „Heimweh war nie ein Thema“, erzählt die Isenerin ganz offen. Zum Missfallen der Eltern meldete sie sich einmal ganze zwei Monate lang nicht. Schöne Erlebnisse gab es zuhauf. So verbrachte Theresa einige Tage in Panama bei einer Gastfamilie, speiste mit den Naso-Indianern und fuhr mit einem von Radl-Mayr gespendeten Fahrrad 300 Kilometer durch Kuba, um es als Abschiedsgeschenk dort zu lassen. Beeindruckend sei auch gewesen, wie man an Bord im Laufe der Zeit zu einer Großfamilie zusammenwuchs mit der Erkenntnis: „Lehrer sind auch nur Menschen!“

Doch nicht alles war Spaß. Neben dem täglichen Schulunterricht waren alle ständig mit Aufgaben betraut von Putzen („Reinschiff“) und Küchendienst („Backschaft“) bis Wachegehen. Bei hohem Wellengang Nudeln zu kochen sei eine Kunst für sich, berichtet Theresa mit Blick auf so manche Brandwunde, ebenso wie nachts bei Sturm nicht aus dem Bett zu fallen. Als die „Thor Heyerdahl“ nach 13 000 Seemeilen schließlich im Kieler Hafen wieder einlief, genoss auch der Kapitän den bewegenden Augenblick, alle Kinder heil wieder abgeben zu können. Wer am Ende mehr Tränen in den Augen hatte, war nicht festzustellen, die Eltern beim Begrüßen ihrer Kinder, die jetzt keine mehr sind oder die Jugendlichen beim Abschied nehmen. Das Bordtagebuch ist nachzulesen unter: www.kus-projekt.de

 

(Albert Zimmerer, 2012)

 

 

Die Kreativen von Burgrain

 

Erst letztes Jahr war der kleine aber feine Ort Burgrain in aller Munde, als man das 1200-jährige Bestehen des ehemaligen Bischofsländchens feierte. Nur mit dem sprichwörtlichen Zusammenhalt in einer lebendigen Dorfgemeinschaft, mit wenig Geld, aber viel Kreativität war die enorme Kraftanstrengung möglich. In bester Erinnerung bleiben wird die imposante Ausstellung im Schloss und die umfangreiche Chronik. Auch wenn es um den Erhalt der Schlosskirche oder der alten Burgmauern geht, stehen die Burgrainer zusammen, allen voran die Burgschützen mit ihrem Schützenmeister Schorsch Reiner, der auch Isens 2. Bürgermeister ist, sowie „Oberbauleiter“ und Mesner Georg Liebl. Sicherlich hat sich Burgrain die letzen 60 Jahre stark verändert, doch dank umsichtigen Wachstums blieben Struktur und Ortsbild im Wesentlichen erhalten. Sichtbare Veränderungen gab es in Handel und Handwerk. Ladengeschäfte gibt es mittlerweile keine mehr und von den alten Betrieben haben bloß die Schreinerei Wieser und die Zimmerei Stöger überlebt. Noch in den 50er Jahren war Burgrain quasi autark. Neben eigener Bäckerei, drei Schustern, Schneiderei, Weberei, Schäfflerbetrieb und Mühle samt Sägewerk gab es selbstverständlich eine eigene Schule, einen Kaminkehrer und bis in die 70er Jahre sogar eine Ski-Fabrik. Von den beiden Gastwirtschaften ist der Gipp übriggeblieben und aus dem ehemaligen Kramerladen Rosenberger hat sich das gleichnamige Busunternehmen entwickelt.

 

 

Inzwischen haben viele neue kreative Köpfe in Burgrain ihre Nische entdeckt und eine Vielfalt geschaffen, die absolut nennenswert ist. So gibt es für alle Lebensbereiche Angebote vor Ort. Ob nun Rosis Friseurladl, Ronjas Räuberlädchen, Lydias Energie-Massage, Internet- und PC-Lösungen vom PepperWEBer, innovative Heizlösungen der Firma Bayer, Galonskas Praxis für Farbdialogtherapie oder Gipps Kegelbahnen. Ganz oben auf der Liste ist jedoch der KoHa-Verlag zu nennen, der vor rund 15 Jahren von Konrad Halbig und Karin Schnellbach als bescheidener Selbstverlag gegründet wurde und sich inzwischen zu einem modernen Autorenverlag mit einem umfangreichen Programm zu den Themen Gesundheit, Lebenskunst und Spiritualität entwickelt hat. Mehr als 70 Autoren haben ihre Bücher und DVDs im KoHa-Verlag veröffentlicht, darunter finden sich auch Namen wie Jürgen Fliege und Nina Hagen. Momentan gibt es 24 Neuerscheinungen im Jahr. Der absolute Bestseller ist zurzeit „Erfolgreich Wünschen“ von Pierre Franckh mit einer Auflage von unglaublichen 250 000 Exemplaren. Auch der Sport kommt nicht zu kurz in Burgrain. Jahres-Höhepunkt ist der Sommerbiathlon, der heuer zum 10ten mal von den Burgschützen veranstaltet wird und den Ort über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt gemacht hat.

Übrigens: Auch als Zuagroaßta fühlt man sich in Burgrain absolut integriert und weiß sich dem Motto verbunden: „Jeder darf sein Leben leben!“

 

(Albert Zimmerer, 2012)

 

 

Neue Impulse für Isens Wirtschaft

 

Die Zeiten als Isens Wirtschaft hauptsächlich von der Ziegelei Meindl (jetzt Schlagmann) und den Mittermaier-Akkumulatoren-Werken geprägt war, sind schon lange vorbei. Neben den expandierenden, innovativen Firmen wie der Franz Banke Gmbh (Maschinenbau, Mechanische Fertigung)oder der Listec GmbH (Brandschutzkabel) sind es die vielen Handwerks-, Dienstleistungs- und Einzelhandelsbetriebe, die für Arbeits- und Ausbildungsplätze vor Ort sorgen. Momentan gibt es in Isen rund 900 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Im Bereich Dienstleistung ist ganz vorne die Metabolic Balance GmbH&CoKG zu nennen, die mit ihrem Computer-unterstützten Ernährungskonzept überaus erfolgreich ist. Von den regelmäßig stattfindenden Seminaren und Ausbildungen für die weltweit agierenden Betreuer profitiert in großem Maße auch die örtliche Gastronomie.

 

 

Insgesamt sind in Isen sage und schreibe 541 Firmen angemeldet, also im Schnitt 1 Firma pro 10 Einwohner, auch Kinder und Rentner mitgerechnet. Freilich befinden sich darunter die vielen Klein- und Kleinstgewerbler. Um sich besser untereinander zu vernetzen, hat man sich in zwei Verbünden organisiert. Während sich die Ladengeschäfte zum Werbering zusammenschlossen, haben die Gewerbetreibenden ohne Laden den Unternehmertreff ins Leben gerufen. Sprecher Klaus Hamal betont, dass sich beide Verbünde nicht als Konkurrenz sehen, sondern als Ergänzung. Als Erfolg des Unternehmertreffs, der alle zwei Monate am letzten Mittwoch des Monats zusammenkommt, sieht Hamal das Branchenbuch des Marktes Isen, das mit einer Auflage von 2500 Stück startete und auch online unter www.firmen-isen.de zusammen mit dem Werbering bereitgestellt wurde. Was auffalle, ergänzt Hamal, sei der aktuelle Boom der ständig wachsenden und eher im Verborgenen stattfindenden Internet-Geschäfte. Als Beispiel führt er den Online-Shop von Angela Wrobel an, die mit Baby- und Kinderbedarf eine rentable Nische aufgetan habe. 100 versendete Pakte am Tag seien keine Seltenheit. Auf öffentlich wirksame Aktionen hingegen setzt der Werbering. So präsentiert er zum Frühlingsfest, Kreuzmarkt, Volksfest und Nikolausmarkt spezielle Markt-Sonderangebote und betont die Vielzahl und Vielfalt des in Isen vorhandenen Angebots. Der Werbering-Vorsitzende Stefan Böld weist darauf hin, dass der Erfolg der Aktionen zwar nicht direkt messbar sei, aber der Eindruck sicher nicht täusche, dass die Isener Geschäftswelt immer mehr davon profitiere und sowohl für Einheimische als auch für Auswärtige attraktiver geworden sei.

 

(Albert Zimmerer, 2012)

 

 

TSV Isen setzt auf Freizeitheim-Erweiterung

 

Das Jahr 1984 meinte es gut mit den Isenern. Gefeiert wurde 550 Jahre Marktrecht mit einem sehenswerten historischen Umzug und der Einweihung des neu gebauten Freizeitheims. Endlich hatte der TSV Isen die sehnsüchtig erwarteten großzügigen Räumlichkeiten. Die im selben Jahr gegründete Judoabteilung fand in einer kleinen Halle Platz, die Arbeiterwohlfahr bekam ihr Vereinsheim samt Küche, Isens Rockmusiker einen Proberaum und die Mütter einen Raum für ihre Krabbelgruppe.

 

 

Vor einigen Jahren kam noch die BRK-Bereitschaft dazu und seit die TSV-Turnerinnen und die Kickboxer die Halle mit den Judokas teilen, wird es langsam aber stetig eng und enger. Hinzu kommt, dass durch den boomenden Mädchen-Fußball eigentlich zusätzliche Umkleide- und Duschräume benötigt werden. Während der TSV damals einen Mitgliederstand von knapp 700 hatte, liegt dieser heute bei mehr als 1600. Die Zahlen allein lassen schon erkennen, dass die Räume – und nicht nur die im Freizeitheim - restlos ausgebucht sind. Hinzu kommt der Schwachpunkt, dass kein richtiges Vereinslokal vorhanden ist, was in den Augen vieler zum Untergang des Isener Fußballs beigetragen hat. Die nun ins Auge gefasste Erweiterung soll ein eigenständiger Anbau Richtung Kinderspielplatz werden, mit ausreichend Umkleide- und Duschmöglichkeiten, sowie zwei Übungsräumen für Judo, Kickboxen und Turnen. Die kleine Halle im alten Freizeitheim soll in einem zweiten Schritt zum Vereinslokal umgebaut werden. Knackpunkt sind wie immer die Kosten, die für den Neubau allein mit 800 000 Euro zu Buche schlagen. Wenn man die Förderung von Sportbund, Landkreis und Marktgemeinde abzieht, bleiben erhebliche Kosten übrig, die vom TSV alleine zu stemmen sind. Der TSV-Vorsitzende und Bauherr Christian Appel hofft darum auf großzügige Spenden aus der Bevölkerung und viel Eigenleistung, so wie 1984, als allein die Fußballer der Gemeinde 250 000 Mark Kosten sparten. Die aktuellen Erweiterungspläne stehen allen Interessierten auf www.tsv-isen.de zur Vefügung.

 

(Albert Zimmerer, 2012)

 

 

Barock-Konzert in der Schloßkapelle

 

Mit Barockmusik vom Feinsten bescherte Regina Maier den Burgrainern einen würdigen Ausklang ihrer Festtage zum 1200-jährigen Bestehen und zweimal ein volles Haus. Seit einigen Jahren schon veranstaltet die virtuose Künstlerin aus Harthofen regelmäßig Barockkonzerte im Erdinger Land und hat viele Stammgäste gewonnen. Vor allem die 1719 errichtete Schlosskapelle scheint ihrem Ensemble entgegenzukommen, das mit originalen Instrumenten oder deren Nachbauten den Klang des 17. und 18. Jahrhunderts wieder aufleben ließ.

 

 

Während einige Zuhörer gespannt die elegante Instrumentenführung verfolgen, genießen andere mit geschlossenen Augen die exzellent gespielte Barockmusik, die irgendwie einen femininen Charakter aufzuweisen scheint. So klingt sie zunächst leise und zerbrechlich, legt aber durch ihren treibendem Rhythmus eine beständige Kraft an den Tag. Nicht nur dem geübten Zuhörer offenbart sich eine eindrucksvolle Vielschichtigkeit. Auf einem vom Cembalo und Barockcello gewebten weichen Klangteppich sorgen die druckvolle Barockgitarre und die galoppierende Theorbe für den nötigen Schwung, um die mal dominant voranschreitende und mal fröhlich zwitschernde Blockflöte zur Geltung kommen zu lassen. Während man seinen Blick durch das kunsthistorische Kleinod mit seinen wunderbaren Deckengemälden schweifen lässt, die aus derselben Epoche wie die Musik stammen, lösen sich Zeitschranken förmlich auf. Unterstützt wurde Maier (1. Blockflöte) von Elisabeth Steutzger (2. Blockflöte), Till Neumann (Barockoboe), Philipp von Morgen (Barockcello), Uwe Grosser (Theorbe, Barockgitarre) und Max Hanft (Cembalo).

(Albert Zimmerer, 2011)

 

 

Dancing Kitty

 

Bei der Box-Veranstaltung am Volksfest-Sonntag war sie als Nummerngirl der Blickfang schlechthin, und auch in ihrem Job als GoGo-Tänzerin macht Kitty Hermann keine schlechte Figur. Schon während der Lehrzeit als Schreinerin wusste die attraktive Isenerin, dass sie eigentlich zu etwas anderem berufen war. So machte sie im Anschluss eine Ausbildung an der GoGo-Dance-Academy München und damit ihr Hobby zum Beruf. Über fehlende Engagements braucht sie sich nicht zu sorgen. An den Wochenenden tanzt sie in einer Dachauer Diskothek, in den Sommermonaten sorgt sie für Showeinlagen auf Ibiza. Zwischendurch gibt es das ein oder andere Foto-Shooting.

 

 

Nebenbei arbeitet Kitty noch als Servicekraft in einem Landshuter Spielcasino und bedient im Isener Bierfuizl. Dass sie ins Striptease-Milieu abrutschen könnte, glaubt die selbstbewusste 20-jährige indes nicht, denn „wer tanzen kann, braucht sich nicht ausziehen“. Volle Unterstützung erfährt sie von Mutter Heidi, die ihr auch eine Internetseite erstellt hat. Dass sie mit 158 cm Körpergröße zu klein ist für eine Model-Karriere, ist für Kitty kein Problem, denn sie verfolgt einen anderen Traum. Demnächst will sie eine eigene Tanzschule eröffnen und Kurse abhalten. Weitere Infos gibt es auf Kittys Internet-Seite: www.dancing-kitty.de

(Albert Zimmerer, 2009)

 

 

Die Flaschenpost von Burgrain

 

Eine Botschaft aus dem Jahre 1959 kam bei Abbrucharbeiten am ehemaligen Schulhaus in Burgrain jetzt ans Tageslicht. Das zusammengerollte und in einer leeren Bierflasche verborgene Stück Papier wäre vermutlich nicht entdeckt worden, wenn nicht aus Sicherheitsgründen die Mauern an der Straßenseite akkurat Steinreihe um Steinreihe abgetragen worden wären.

 

 

Umso größer die Überraschung beim Entdecken der Flaschenpost, die im sogenannten scharfen Eck eingemauert war. „Ein Arbeiter verdient in der Stunde 2,25 DM“ steht in gerade noch lesbaren Buchstaben drauf. Was dies bedeutete, erfährt man anhand damals aktueller und vergleichsweise hoher Lebensmittel-Preise. So kostete eine Halbe Bier 50 Pfennige und ein Pfund Fleisch 2,50 Mark. Unterzeichnet ist die Botschaft mit Sebastian Wieser (Burgrain) und Hans Fichtner (Weiher), die bei Umbauarbeiten durch das Baugeschäft Lanzl (Pemmering) an der damaligen Schule die ausführenden Fachleute waren. Auch von den politischen Machtverhältnissen („Wir leben in der Zeit der Bundesrepublik USA“) und einer schlechten Getreideernte wird berichtet ("Das Wetter ist schlecht, man erntet meist nur ausgewachsenes Getreide"). Laut Auskunft damaliger Handwerker war das Einmauern einer Flaschenpost bei Neu- und Umbauten früher keine Seltenheit.

 

 

Der von den Burgrainern mit Wehmut begleitete Abbruch der ehemaligen Schule lässt auch einen Blick auf dessen lange Geschichte werfen. Sie geht bis in das Jahr 1649 zurück, als ein Schlosszimmer schon als „Schuel“ bezeichnet wurde. Nach der Säkularisation 1802 wurde die Schule ins ehemalige Jägerhaus verlegt, wo dann 1873/74 ein Neubau erfolgte. Bis 1910 wurden bis zu 230 Schüler in nur zwei Abteilungen unterrichtet. Der Lehrer hatte damals auch die Kantor- und Organistenstelle der Pfarrei Pemmering inne. Von 1945 bis 1969 wurde hier in drei Klassen unterrichtet, bevor man in die Volksschule Isen eingegliedert wurde. Einige Jahre waren noch zwei Isener Klassen hier ausgelagert, dann wurde der Unterricht in der Burgrainer Schule endgültig eingestellt.

(Albert Zimmerer, 2008)

 

Die Fotos wurden von der Anwohnerin Heidi Reiner zur Verfügung gestellt.

 

 

Abriss Weiß-Haus

 

Kaum ein alteingesessener Isener, der keine Kindheitserinnerungen mit dem Weiß-Haus verbindet, dessen Fassade seit über 200 Jahren den Marktplatz prägt. Umso wehmütiger verfolgt man derzeit, wie es abgerissen wird und den Ort um ein historisches Gebäude ärmer macht. Es sei jedoch unvermeidlich gewesen, stellt Eigentümer Konrad Kesenheimer mit Bedauern fest. Die Abrissgenehmigung sei aufgrund der akuten Einsturzgefahr erteilt worden. Eine Sanierung habe man wegen der geschätzten, unverhältnismäßig hohen Kosten von über zwei Millionen Euro ausgeschlossen. Die Gewölbe im Keller, die vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammen, sind teilweise schon eingestürzt. Das ist mit ein Grund, warum bei den Abbrucharbeiten mit extremer Vorsicht vorgegangen wird. Der „sanfte Abriss“ habe auch den Vorteil, so Kesenheimer, dass die uralten, von Hand geschlagenen Balken und die begehrten Vollblockziegel im Reichsformat sichergestellt würden, die bei vielen Renovierungen gute Verwendung finden. Bis zum Winter soll das Gebäude ebenerdig abgetragen sein. Ein Nachfolge-Gebäude ist derzeit noch nicht in Sicht. Das Grundstück steht zum Verkauf.

 

 

Seit der gelernte Seilermeister Fritz Weiß 1919 mit seiner Einheirat das Geschäft übernahm, kannte man es als den Gemischtwarenladen, der er bis zum Beginn der 80er Jahre blieb. Zum Sortiment gehörten die sogenannten Kolonialwaren von Tabak bis zu Kaffee, Kurzwaren, Weine und Spirituosen, sowie Kerzen und Wachswaren. Nach dem Tode von Fritz Weiß 1969 führte die „Weiß Luis“ das Geschäft in eingeschränkter Form als sprichwörtlichen Tante-Emma-Laden weiter. Von 1976 bis 2001 hatte Konrad Kesenheimer hier die Geschäftsräume seiner Allianz-Agentur untergebracht.

(Albert Zimmerer, 2008)

 

 

Letzte Marktnacht

 

Die letzte Isener Marktnacht zeigte sich noch einmal von ihrer besten Seite und bezauberte Tausende von Besuchern mit italienischem Flair und Rock-Musik auf allen Plätzen. Es passte einfach alles, vom Wetter bis zu den Gaumenfreuden. Vereinzelt gab es zwar wieder alkoholisierte Jugendliche und Glasscherben auf den Gehwegen, aber wie es ein Besucher ausdrückte, „sind halt immer ein paar Idioten dabei“ und die Masse wisse sich zu benehmen. In seiner Begrüßungsrede schnitt Bürgermeister Siegfried Fischer das Thema „Randalierer“ jedoch nicht an, sondern begründete die Absetzung der Marktnacht nur mit der „neuen Herausforderung“, die Isen in Abgrenzung zu den Rockfesten allerorten suche. Dass Fischer symbolträchtig in schwarzer Kleidung auftrat, ließ jedoch keine Trauerstimmung aufkommen. Bestens gelaunt zeigten sich die 14 Musikgruppen auf den fünf Bühnen und in den Lokalen. Als einzige Band bei jeder der 10 Marktnächte vertreten und auch diesmal wieder die Attraktion im Ciao Italia waren die „Gefälschten Polnischen Papiere“. So unkonventionell wie ihr Name, ist die Live-Performance der vier Mannen um Lokalmatador Rul Kellner. Als gegen fünf Uhr sich ein Ende andeutete, stellte sich vielen die Frage, ob sich das Heimgehen überhaupt rentiere. Schließlich lockte der Kreuzmarkt schon ab 9 Uhr mit kesselfrischen Weißwürsten …

 

 

Umfrage: Was halten Sie davon, dass heute die letzte Isener Marktnacht stattfindet?

 

Birgit Binder, Dorfen:

Das italienische Flair der Isener Marktnacht ist einmalig, das gibt es sonst nirgends im Landkreis. Ich verstehe nicht, dass jetzt wegen ein paar Randalieren die Marktnacht aufgegeben wird. Das Oktoberfest macht ja schließlich auch nicht dicht, obwohl Schlägereien auf der Tagesordnung sind.

 

Franzi Rauch, Buch am Buchrain:

Schade um die Isener Marktnacht! Viele Nachbarorte wären froh, wenn sie so etwas auf die Beine stellen könnten. Dass es bei einem größeren Fest oftmals drunter und drüber geht, ist doch normal. Glasscherben auf der Straße sind zwar nicht toll, aber Müll fällt bei jedem Fest an.

 

Zeno Anzenberger, Isen:

Ich spüre schon ein bisschen Wehmut. Die Isener Marktnacht war das Highlight des Jahres. Wo sonst schon trifft man in so lockerer Atmosphäre so viele Bekannte und ehemalige Isener? Ich hoffe, dass was Ähnliches nachkommt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Isen mehr und mehr zum Schlaf-Ort verkommt.

 

Kommentar:

Ob Bürgermeister Siegfried Fischer einfach nur wegen der vielen Beschwerden die Nase voll hat oder es ihm hauptsächlich um Sicherheit und Ordnung geht, die Beweggründe sind zweitrangig. Fakt ist, dass die Isener Marktnacht heuer zum letzten Mal stattfindet. Fischer beweist mit dieser Entscheidung Mut und Stil, denn er hätte auch bis zu seiner Wiederwahl im nächsten Jahr damit warten können. Dennoch muss er sich wegen des angesprochenen Sicherheitsaspekts fragen lassen, warum es die Marktgemeinde in den letzten 10 Jahren nicht fertig gebracht hat, die Staatsstraße durch Isen für eine einzige Nacht zu sperren, die ein wesentlich höheres Sicherheitsrisiko darstellt wie alkoholisierte Jugendliche. Sicher werden einige der Marktnacht keine Träne nachweinen, die große Mehrheit bedauert diese Entscheidung jedoch sehr. Sollten jetzt auch noch das Volksfest und das Waldfest eingestellt werden, ist Isen endlich zum reinen Schlaf-Ort degradiert. Dann gute Nacht Isen!

(Albert Zimmerer, 2007)

 

 

Wein-Visionen

 

Während in Isen die Liedertafel zu Wein und Gesang ins Freizeitheim lud, war es in Dorfen Bacchus, der antike Gott des Weins, der zur Lesung in den Hinterhof der Buchhandlung lockte. Beide Veranstaltungen fanden zeitgleich statt und verschmolzen auf wundersame Weise miteinander.

Zunächst verlief alles planmäßig. Die Isener Liedertafel freute sich über einen Rekordbesuch und durfte neben dem Festchor Isen-Lengdorf und der Chorgemeinschaft Hörlkofen auch den Chemnitzer Singkreis beim Weinfest begrüßen. Dieser war auf Gegenbesuch hier, nachdem die Isener zuletzt in Chemnitz waren. Die rund 30 Frauen und Männer machten ihrem Ruf alle Ehre und zeigten sich von Anfang an mit trockenem Humor und ebenso trockenem Veltliner von der lockeren Seite. Wo denn die Weinanbaugebiete von Isen lägen, wollten diese schelmisch grinsend wissen. Aber der Verweis auf die österreichische Partnergemeinde Ernstbrunn und ihrem Zweigelt überzeugte die Spötter, vor allem als dieser ausgiebig gekostet wurde.

Nachdem die Chöre „so heiter wie der Sonnenschein“ einzeln ihre Sangeskünste gezeigt hatten, wartete Liedertafel-Chef Reiner Foh mit einer Überraschung auf. Alle Sängerinnen und Sänger versammelten sich um den Teich im angrenzenden Freizeitpark, der mit Fackeln romantisch illuminiert war und besiegelten mit dem Gefangenenchor aus Verdis Nabucco den unvergesslichen Höhepunkt des Abends. Zurück im Zeltanbau gab es kein Halten mehr. Das „Rumpfinger-Duo“ konnte nun anstimmen was es wollte, jedes Lied wurde wie aus einer Kehle kraftvoll mitgesungen. Schließlich ließen die Chemnitzer bei einer spontanen Einlage ihren Holzmichl humorvoll wieder auferstehen. Wer mochte da ans Heimgehen denken. Dennoch hielten sich die sächsischen Gäste an den Zeitplan, man wollte ja einigermaßen fit den vereinbarten Frühschoppen antreten. Der Bus sollte sie wieder in das Hotel bringen. Doch plötzlich – auch mehrmaliges Augenreiben half nichts - saß, wie einem antiken Epos entstiegen, an Stelle des Busfahrers Weingott Bacchus leibhaftig am Steuer, fuhr lüstern grinsend am Hotel vorbei und hielt erst in Dorfen an der Buchhandlung. Dort drang leise verträumtes Gitarrenspiel ans Ohr, erstickte den aufkommenden Protest und machte Lust auf mehr. Mit südländischem Flair sog der Hinterhof des Hauses die Gäste förmlich an. Alles schien wie ausgetauscht. Statt Besucherrekord eine eher familiäre Runde von Kulturinteressierten, statt Stimmungskapelle Musikschul-Gitarrist Peter Hackel und statt Holzmichl der Isener Autor Leonhard Seidl.

Nur eines war wie in Isen, es gab auch hier guten Wein. Zwei Stunden lang ließ man sich verzaubern von beeindruckenden Kompositionen des Brasilianers Heitor Villa-Lobos und virtuosen Arrangements des Amerikaners David Qualey. Dazwischen gab es Kurzgeschichten aus „Der trunkene Bacchus“, gelesen vom Autor. Seidls Meisterwerk überzeugt mit Humor, feiner Erotik und einem Hang zum Skurrilen. So rächt sich in einer der Novellen schon mal ein eifersüchtiger Spiegel an der Geliebten des Hausherrn. Anlass für die Veranstaltung aus der neuen Reihe „Kultur in der Reichweite“ des Dorfener Förderkreises und der Kreismusikschule war das einjährige Bestehen der Buchhandlung unter der neuen Leitung. Dass man in Zukunft die Gäste von den vielen zeitgleich stattfindenden Festivitäten im Umkreis nach Dorfen entführen lässt, ist jedoch keinesfalls beabsichtigt
(Albert Zimmerer, 2006)

 

 

Volkstanz - ein Selbstversuch

 

Wer Volkstanz nur belächelt und als Brauchtums-Relikt für Touristen abtut, macht es sich zu leicht. Quasi einen Selbstversuch unternahm ich beim Volkstanz im Isener Klement-Saal und wurde eines besseren belehrt.

Einer wie ich, dem Standardtänze schon suspekt sind, hat natürlicherweise seine vorgefertigte Meinung zum Volkstanz: ein verschworenes Häufchen von Trachtlern will volkstümliche Rituale vom Aussterben bewahren. „Geh doch mal hin und mach mit, wenn du dich traust!“ entgegnete jemand vom Heimat- und Gebirgstrachtenverein „Isentaler“ meinem Vorurteil. Feigheit lasse ich mir niemals vorwerfen, so trat ich zum Selbstversuch an.

Da ich keinen Trachtenanzug besitze, zog ich mir wenigstens mein uriges Schafwollhemd an – man will sich ja anpassen. Schon beim Betreten des vollbesetzten Saals bereue ich die Entscheidung für das Wollhemd. Heißluft wie in der Sauna strömt mir entgegen. Sofort fallen mir die vielen wedelnden Fächer auf, mit denen sich schweißtriefende Leute Abkühlung verschaffen. Eine Bekannte bietet mir einen Platz an. „Beim Volkstanz gibt es keine strenge Kleidervorschrift“, klärt sie mich auf. Auch wenn jemand ohne Partner käme, sei das nicht tragisch. Im Gegenteil, es seien viele alleine da, zumal beim Volkstanz gleichberechtigt von Mann und Frau aufgefordert werden dürfe. Beim Gedanken ans Aufgefordert werden, habe ich den ersten Schweißausbruch. Als sähe sie es mir an, bietet mir meine Bekannte ihren Beistand auf der Tanzfläche an - Gott sei Dank. Der erste Tanz ist ein Walzer, schwungvoll intoniert von der „Oberlauser Tanzlmusi“. Den kennt man irgendwie noch von diversen Hochzeiten, ich werde lockerer. Dann jedoch tritt ein älterer Herr mit Mikrofon in Erscheinung. Es ist Tanzmeister Korbinian Kreißer, ein Volkstanz-Urgestein aus Ebersberg.

Er gibt das Kommando zum „Sautanz“. Nur die ersten Schritte sehe ich meine „Tanzlehrerin“ noch, dann steht plötzlich eine andere Partnerin vor mir. Meine Unbeholfenheit entlockt ihr nur ein aufmunterndes Lächeln: „Aha, ein Anfänger“. Ich will noch zur Erklärung ansetzen, schon hält mir die nächste ihre Hände zum „Ein- und Ausdrehen“ entgegen. Gerade als es anfängt, richtig Spaß zu machen, kommt ein anderer Tanz. „Oje, ein Zwiefacher“, höre ich meinen Nebenmann stöhnen. Wie der Name schon sagt, besteht der Zwiefache aus zwei verschiedenen Tänzen, die ineinander verwoben sind. Dazu kommt, dass ein Zwiefacher für jedes Lied anders zu tanzen ist. Zum Glück hat mich meine Bekannte wieder entdeckt. Irgendwie mogele ich mich durch. Beim anschließenden Landler, der mit seinen vielen Figuren vor allem den Mann fordert, muss ich jedoch meinen tänzerischen Offenbarungseid leisten. Fast mitleidig sieht mich Tanzmeister Kreißer an und meine Bewunderung für die perfekten Darbietungen links und rechts neben mir steigt. „Volkstanz fordert die Gehirnzellen und wird fürs hohe Alter sogar als Therapie empfohlen“, weiß meine Bekannte. Ich kann nicht widersprechen und sehne die Pause herbei. Mein Hemd hat inzwischen sein Gewicht verdoppelt. Die nächste Runde setze ich aus, zumal der so genannte „Franchaise“ angekündigt wird, der einem höfischen Formationstanz ähnelt und aus fünf Teilen besteht. „Da schaut man gern zu“ sagt lächelnd mein Tischnachbar – „sehr sympathisch“ denke ich mir. Die Kommandos „Kette“, „Abbrechen“ und „Links drehen“ noch im Ohr mache ich mich auf den Heimweg. An der Tür drückt mir jemand einen Werbezettel für den nächsten Volkstanz in die Hand. Dass ich da wieder hingehe, erscheint mir gar nicht mal so abwegig. Ich habe mittlerweile Respekt vor jedem Volkstänzer und dass Volkstanz Spaß macht – Brauchtum hin oder her - kann ich nur bestätigen. Übrigens: Touristen waren auch keine da.
(Albert Zimmerer, 2005)

 

 

Treffen der oberbayerischen Totengräber

 

Ein bisschen stolz war er schon, Isens Totengräber-Chef Zeno Linderer. Das traditionelle Treffen der oberbayerischen Totengräber am Kirchweihmontag fand heuer nämlich in Isen statt. Bereits um 9 Uhr trafen sich an die 80 Berufskollegen im Klement-Saal zunächst zum gemütlichen Frühschoppen.

 

Recht zufrieden mit dem Verlauf des Treffens war Isens
Totengräber-Chef und Veranstalter Zeno Linderer.

 

Nach dem gemeinsamen Wortgottesdienst, den Pfarrer Wilhelm Schäch in der Pfarrkirche Sankt Zeno hielt, ging es wieder zum geselligen Teil über. „Wir Totengräber sind lustige Leute“, sagt Konrad Spötzl aus Ebersberg, der mit seinen 73 Jahren der Dienstälteste im Saal ist. Die Tischnachbarn pflichten ihm bei und nach dem ersten „Prosit der Gemütlichkeit“ lassen auch die Sprüche nicht mehr auf sich warten. „Oh Herr ruf eine Seele ab, dem Totengräber wird s’Geld scho knapp“, reimt Spötzl augenzwinkernd. Beim anschließenden Schwelgen in Erinnerungen weiß er von so manchem Missgeschick zu berichten. So sei es ihm einige Male passiert, dass er „den Falschen beerdigt“, oder das falsche Grab ausgehoben habe. Bei den 8000 Gräbern, die er in Handarbeit gegraben habe, falle das jedoch nicht ins Gewicht. Unschöne Momente gebe es auch, ergänzt Spötzl, immer dann, wenn ein Unfall-Opfer oder ein Kind zu Grabe getragen werde. Tischnachbar Alfred Mayer beklagt sich, dass immer weniger Leute noch Totengräber werden wollen, und „das bei den vielen rüstigen Rentnern, die es derzeit gibt“. Man wolle mit dem Thema Tod halt nichts zu tun haben. Ebenfalls störe es ihn, wenn Trauergäste sich bei einer Beerdigung nicht richtig zu benehmen wüssten, sagt Mayer und hat eine Anekdote parat, wo der Trauernde sich erkundigt: „Weint man jetzt vor oder nach der Beerdigung?“

 

Auch viele altgediente Totengräber waren zum Totengräber-Treffen in den Klement-Saal nach Isen gekommen und tauschten Erinnerungen aus, so wie hier (v.r.) Konrad Spötzl, Alfred Mayer und Hans Böhm.

 

In seinem Grußwort lobte Isens stellvertretender Bürgermeister Sebastian Enninger die Männer mit dem „nicht einfachen Beruf“, der Einfühlungsvermögen und Pietät erfordere. Für seine Einschätzung, dass es sich um eine Domäne der Männer handle, erntete Enninger Protest. Marianne Sedlmayer aus Obermühlhausen am Ammersee betreute schließlich bis vor fünf Jahren zusammen mit ihrem Mann 17 Friedhöfe und „stand ebenfalls in der Grube“. Auch der weit angereisten Totengräber-Gruppe „Die Himmlischen Lieferanten“ aus dem österreichischen Peuerbach gehört ein weibliches Mitglied an. Nach dem Mittagessen ging es mit Gstanzl der derben und hintersinnigen Art weiter, wobei sich Hans Böhm aus Ottenhofen besonders hervortat. Er erinnerte an Früher, wo „ein gescheida Kirta bis zum Irda“ dauerte und luchste dem Bürgermeister eine Runde Schnaps ab. Den musikalischen Rahmen mit witzigen Einlagen gestaltete das Volksmusik-Trio „de Wuidara“.

(Albert Zimmerer, 2005)

 

 

Prestige-Duell „Stadt gegen Land“ in Burgrain

 

Letztendlich ging es um den uralten Wettstreit „Stadt gegen Land“, was sich bei einem Gaudi-Fußballspiel zur Erheiterung der Zuschauer in Burgrain abspielte. Peter Thiele, kurz „Pit“ genannt (auf dem Mannschaftsfoto mit Schal), der schon seit 20 Jahren in Burgrains alter Mühle einen Wohnsitz hat, aber seine Schwabinger Wurzeln nie verleugnen konnte, hatte die Idee dazu.

 

 

Da er sich immer wieder den „Sticheleien von Hiesigen“ ausgesetzt sah, forderte er die Burgrainer zu einem Duell auf dem alten Fußballplatz heraus. Dazu musste dieser allerdings erst reaktiviert werden. Vom ehemals regelmäßig bespielten Platz neben der Isen standen nur noch die über 30 Jahre alten Tore. Der Rest war normale Wiese, auf der sich mittlerweile der ein oder andere Strauch breit gemacht hatte.

 

 

Mit vereinten Kräften schaffte man das kaum für möglich Geglaubte. „Daran kann sich die Gemeinde ein Beispiel nehmen“, meinte Thiele. Das Spiel war zwar als „Gaudi“ deklariert, da es aber außer der Ehre noch um viele Liter Bier ging, war ein Kampf um den letzten Zentimeter angesagt. Am Ende siegten die Burgrainer mit Isener Leihspielern 6:3. Auch der Versuch des parteiischen „Stadionsprechers“ Reinhard Wiesner, das Spiel zu Gunsten der Schwabinger zu beeinflussen, half nichts: Freund „Pit“ wird auch in Zukunft mit den Sticheleien leben müssen.

(Albert Zimmerer, 2005)

 

Reiter-Schmied auf der Handwerksmesse

An einen werden sich die Besucher der Handwerksmesse in Riem mit Sicherheit erinnern. Wenn er mit seinem Schmiedehammer auf den Amboss drosch, klang es durch die gesamte Halle A4 und lockte unweigerlich viele Neugierige und Interessierte an. Am Stand des Münchner Werkzeughändlers Keller & Kalmbach war zu dessen 125jährigem Jubiläum eine historische Schmiede aufgebaut und als original historischer Schmied stand dabei Georg Reiter aus Isen seinen Mann. Auch wenn er als Attraktion und Unikum bestaunt wird oder wenn ihn die Süddeutsche Zeitung als „Relikt aus vergangenen Tagen“ betitelt, Reiter nimmt es mit Humor.

Bereitwillig beantwortet er den vielen Besuchern Fragen zum Schmieden von damals und beweist dabei seine Entertainer-Qualitäten. Die kennt man bereits bestens in seinem Heimatort Isen, wo er als Reiter-Schmied eine Institution ist. Dort wird sein Metallbau- und Landtechnik-Betrieb bereits in der vierten Generation geführt. Er selbst war noch 1954 auf der Hufbeschlagschule in München und weiß, was es heißt, 360 Pferde hintereinander für das Oktoberfest zu beschlagen. Anschließend war er lange Jahre Obermeister, erst im Landkreis Wasserburg, dann in Erding. Wenn der „Schorsch“ jetzt auf der Messe den Leuten von früher erzählt, nimmt er erst einen kräftigen Zug aus der 150 Jahre alten Pfeife seines Großvaters und berichtet von den vielfältigen Aufgaben, die ein Hufschmied damals hatte. So mussten nicht nur Ochsen, Schlitten oder Wagenräder beschlagen werden, bei Pferden gehörte der Zahnarzt-Job genauso dazu wie das Haareschneiden. Als einer aus dem Publikum wissen will, wo er denn herkommt, antwortet Reiter spontan: „Aus der ältesten Ortschaft der Welt!“ Die sei sogar in der Bibel erwähnt. Den stirnrunzelnd dreinblickenden Fragesteller klärt er umgehend auf. Als nämlich Eva dem Adam den Apfel reichte, sagte sie: „Do Isn!“
(Albert Zimmerer, 2003)

 

 

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