Albert Seltsams

Wahrheiten  Teil 5 

 

 

 

Nach einer Pause von 14 Jahren wurde es wieder Zeit, alte und neue Wahrheiten zu bündeln...

 

Albert Seltsam im November 2001

 

 

Inhalt:

 

Angsthasen.. 2

Ausgleich.. 3

Der lange Heimweg.. 3

Entwicklung der Entwicklung.. 5

Elternteile. 7

Was ist Glück ?. 8

Feuerwehr im Internet.. 8

Das N der Katastrophen.. 9

Liebe geht durch den Magen.. 10

Multimedia und Misthaufen.. 11

Que Sera.. 13

Universum... 14

Unsere Freunde, die Amerikaner.. 15

Erste Begegnung: 17

Was ich einer Frau sagen möchte. 19

Seltsams Ideen.. 20

Fragmente. 23

Überführt.. 24

Wie tief ist das Loch.. 25

Die Party von Norbert Kluthe. 26

Scheuklappen.. 27

brigitte geld.. 28

Kinder.. 29

Ich habe Zweifel. 31

Kirche in der Krise. 32

Pflichten.. 33

Bottles - bald Profis       (von Albert, 1984) 34

 

 

 

 

Angsthasen

 

Angsthasen leben länger,

Angsthasen sterben uralt,

Angsthasen werden Sänger,

oder werden Anwalt.

 

 

 

Ausgleich

 

Du fragst mich, wie ist es bloß möglich,

dass einer so vom Pech verfolgt ist,

und einer immer nur Glück hat?

Glaub mir, es gleicht sich alles aus.

 

Es gleicht sich alles, alles aus, ich weiß.

In diesem einen, einen Leben, bereits.

 

Drum wenn dir irgendeiner blöd kommt,

reg dich nicht auf, lass ihn in Ruh.

Ich weiß genau, er wird es büßen,

hundert mal in diesem einen Leben

 

Es gleicht sich alles, alles aus, ich weiß.

In diesem einen, einen Leben, bereits.

 

Und zeigt man dir Genies und Helden,

halt dich zurück mit deinem Neid.

Ich weiß genau, zur tollen Seite

gibt es die andere wohl auch.

 

Es gleicht sich alles, alles aus, ich weiß.

In diesem einen, einen Leben, bereits.

 

 

 

Der lange Heimweg

 

Es ist meistens so, dass ich mir schon ein Programm zurecht gelegt habe für die lange Fahrt nach Hause. Jenes Taschenbuch, das ich schon immer mal lesen wollte, aber für das ich zu Hause nie die Zeit und Ruhe aufbringe oder jene CD, die mir meine Kollege geliehen hat und ich seit 2 Wochen noch nicht mal angespielt habe.

Aber zu was habe ich meinen CD-Walkman im Koffer? Also diesmal ziehe ich es durch.

 

Dann gibt es aber komischerweise so Tage, da habe ich mir ein Programm zurecht gelegt und ich kann und will es nicht durchziehen.

Ich sitze einfach nur so da und will nur schnell nach Hause, genervt von der U-Bahn, genervt von den Leuten, die darin sitzen und die wahrscheinlich auch genervt sind, von mir zum Beispiel.

Und ich komme mir grau vor. So grau wie all die Leute, die ich immer als grau empfunden habe. Lustlos und deprimiert. Lautlos und frustriert. "Bitte nicht ansprechen!" will ich meinen Mitmenschen signalisieren. "Lasst mir bloß meine Ruhe!"

 

Und da passiert es. Mich spricht eine attraktive Frau mittleren Alters an, ob mein Holz-Aktenkoffer selbst gemacht sei. Ich antworte zunächst nur mit einem knappen „Ja“, erzähl ihr aber dann doch von meiner Vorliebe fürs Holzbasteln und dass der Koffer zunächst als Gag gedacht war und nur weil er immer noch nicht aus dem Leim gegangen ist, noch von mir genutzt wird.

 

Irgendwie merke ich, wie ich auftaue und plötzlich nicht mehr genervt bin. Das Gespräch geht weiter, ich suche es förmlich. Die Frau kommt aus Markt Schwaben, wir haben also den gleichen Weg. Am Marienplatz steigen wir gemeinsam in die S-Bahn Richtung Erding.

Sie ist geschieden, hat sich trotz zweier Kinder selbst Arbeit gesucht, will sich nicht aushalten lassen. Ich habe Respekt vor der Frau.

Und da sind wir auch schon am Ziel. So schnell sind U-Bahn- und S-Bahn-Fahrt noch nie vergangen.

 

Warum kann das nicht jedes Mal so sein ...

 

 

Entwicklung der Entwicklung

 

Als ich vor 10 Jahren als Software-Entwickler begann, bekam ich eine Einarbeitungszeit von 3 Monaten und wurde langsam auf das laufende Projekt hingeführt, ein großes Softwarepaket für die deutsche Telekom, geschätzter Entwicklungszeitraum 2 Jahre. Jeder Entwickler hatte noch genug Zeit, seine Software gründlich zu testen und bei Bedarf nochmals zu überarbeiten.

 

Doch schon bald begann man mit Entwicklungsprozess-Beschleunigungs-Maßnamen und einem RATIO-Programm, das als Ergebnis ein viel rationelleres Arbeiten liefern sollte und der Entwicklungszeitraum für ein Projekt wurde auf 1 Jahr reduziert. Als nächstes kam das Management auf die Idee, mehrere ähnliche Projekte gleichzeitig abzuwickeln und mit dem so erzielten sogenannten „Synergieeffekt“ die Projektlaufzeit auf ein halbes Jahr herunterzuschrauben. Dass der einzelne Entwickler einer sowieso schon durch Einstellungsstop reduzierten Entwicklungsmannschaft dadurch gleichzeitig mehrere Projekte betreuen musste und fast nur noch unter Wasser stand, wurde durch ständiges Motivationstraining ausgeglichen.

 

Inzwischen reicht auch das nicht mehr, um auf dem globalen Weltmarkt bestehen zu können. Software wird jetzt nicht mehr selbst entwickelt, sondern eingekauft. Der „Entwickler“ hat jetzt nur noch die Aufgabe, die eingekaufte Software auf die versprochene Funktionalität hin abzuklopfen, neu zu verpacken und mit weiteren dazugekauften Software-Komponenten an den Kunden weiterzugeben. Das ganze geht dann innerhalb von 4 Wochen. Aus dem Software-Entwickler ist ein „Software-Dienstleister“ geworden. Schließlich wird auch das noch zu langsam und zu teuer sein und in der nahen Zukunft wird ein einzelner Tag im Leben eines „Software-Dienstleisters“ so aussehen:

 

In seiner Mailbox findet unser Dienstleister früh morgens einen Auftrag von der Telekom. Die Bildqualität der „Videos on Demand“ soll bis zum Nachmittag um 16.00 Uhr verbessert werden. Sofort beginnt unser Mann eine Recherche im Internet und wird nach einer halben Stunde fündig. Eine kleine Software-Klitsche in Indien hat bereits vor 2 Wochen ein Verfahren entwickelt, dass hier passen könnte. Bis Mittag ist der Vertrag mit Indien über Video-Konferenz unter Dach und Fach und die Software bereits über sie superschnelle Satellitenverbindung geliefert. Ein einstündiger Test überzeugt unseren Dienstleister. Mit kurzer Bedienungsanleitung versehen geht das Paket termingerecht an die Telekom. Der nächste Tag kann kommen.

 

 

 

Elternteile

Ich habe, wie alle, zwei Elternteile,

und es dauerte eine Weile,

bis ich sie in mir fand,

tief drin in mir fand.

 

Ich habe, wie alle, zwei Elternteile,

und es dauerte eine Weile,

bis ich sie in mir fand,

meinen Stolz überwand.

 

 

 

Das war mein Beitrag zum Gedichtwettbewerb 2001.

Ein Dr. Klaus Pemsel, Vorsitzender der Jury des Realis Verlags, schickte mir folgende Beurteilung:

 

Sie haben sich besonders von der menschlichen Innenwelt inspirieren lassen. Der Text bietet auf Ihre einfallsreiche Weise eine sprachliche Leistung, die den Anforderungen an einen Dichter gewachsen ist. Sie haben sich erfolgreich um Klarheit der Aussage bemüht. Ein Beispiel dafür sind die Worte „bis ich sie in mir fand“. In der Bildgestaltung, das möchte ich betonen, ist Ausdruckswille spürbar. Die Aussage braucht jedoch mehr Verdichtung in eine Einheit.

Alle diese Punkte gemeinsam zeigen lyrisches Gestaltungsvermögen, das Sie auf Ihre persönliche Art zum Ausdruck gebracht haben. Was Ihre weitere dichterische Entwicklung betrifft, so möchten wir Sie ermutigen, beim Schreiben nach einem noch eigenständigeren und klareren Stil zu streben. Im Ganzen zeigt Ihre Leistung schon ein recht ausgewogenes Bild, Ihr Augenmerk sollten Sie jedoch besonders auf die Bildsprache der Lyrik legen.

 

 

 

Was ist Glück ?

 

Glücksmomente sind zwar schön und vielleicht

auch notwendig, sie sind aber nur wie ein Windhauch,

der unerwartet und nur sehr kurz dein Gesicht streichelt.

 

Echtes Glück dagegen ist von langer Dauer

und zeigt sich dir darin,

dass du dich auf ETWAS freuen kannst.

 

Dieses ETWAS zu vermehren heißt:

an seinem Glück arbeiten.

 

Wer sich auf NICHTS mehr freuen kann,

ist unglücklich.

 

 

 

Feuerwehr im Internet

(Sketsch vom Isener Kappenabend 1999)

Albert:            Host du scho ghead, dass de Isner Feiawehr im Internet is.

Rull:                Im Internet? Wos is Internet?

Albert:            Du woast scho, des is des ding, wos’d des von da Monika Lewinsky und vom Bill Clinton nochlesn kunnst.

Rull:                Und unsa Feiawehr wui des nochlesn, ja ham de nix bessas zum doa?

Albert:            Na. De woin des ned nochlesen oder hächtns a bisserl. De san jetz sejba mit anna eignen Hompadsch drin im Internet. Do kunnst du nochlesen, wann z.B. des nächste Feiawehr-Fest is.

Rull:                Do brauch i do koa Internet.
Oder steht do a drin, wo und wanns nächste Moi brennt?

Albert:            Schmarrn! Aber s’Internet is einfach de Zufunft. Do macht a jeda mit. Neiadings is a de Isner Bloskapejn im Internet.

Rull:                Und des woas sogar i, wos de mit da Monika Lewinsky gemeinsam hod!

 

  

 

Das N der Katastrophen

 

Die Natürlichkeit der Katastrophe

hatte alle überrascht, weil es offenbar höhere Gewalt war.

 

Die Neutralität der Katastrophe

zeigte sich darin, dass auch Unschuldige ums Leben kamen.

 

Die Nebensächlichkeit der Katastrophe

entstand, weil so viele Katastrophen sich ereigneten.

 

Die Normalität der Katastrophe

stellte sich ein, als sich alle an sie gewöhnt hatten.

 

Die Nützlichkeit der Katastrophe

war gering, weil sie keinen zum Umdenken veranlasste.

 

 

Liebe geht durch den Magen

Eine neue Herausforderung wäre ein Auftritt bei der volkstümlichen Hitparade, hier ein erster Versuch:

 

Lieb mich heute.

Lieb mich morgen.

Lieb mich zärtlich.

Lieb mich fröhlich.

 

Dann ist alles wieder gut,

nur weil du mich liebst.

Dann ist alles wieder gut,

nur weil es dich gibt.

Dann ist alles wieder gut,

wenn es Essen gibt.

Dann ist alles wieder gut,

wenn es Essen gibt.

 

(gerufen) „Essen gibt’s!“

 

Refrain:          Liebe geht durch den Magen,

Liebe geht nicht nur durchs Herz.

An guten und an schlechten Tagen

verschwindet bei Tisch jeder Schmerz.

 

 

 

Multimedia und Misthaufen

 

Als 17-jährigen plagten ihn ungeheuere Zweifel. Wie wird es weitergehen nach dieser unendlichen Schulzeit. Studium - aber welches? Und dann? Was soll er für einen Beruf ergreifen, wenn er sich zu nichts berufen fühlte? Wie würde ein Tag in seinem Leben in sagen wir 20 Jahren ausschauen? Er versuchte es sich vorzustellen. Sein Blick schweift vom Schreibtisch ans Fenster, verharrt dann kurz am Apfelbaum, um dann schließlich beim Nachbarn auf dem Misthaufen zu landen. In der Scheiße? Nein!

Er würde sich nie kaufen lassen. Er würde kein Spießer werden, der morgens mit Krawatte und schwarzem Aktenkoffer aus seinem Mittelreihenhaus geht, im Umdrehen noch pflichtbewusst mit Küsschen seine beschürzte Ehehausfrau verabschiedet, um 20 Uhr erst nach Hause kommt und am Wochenende sein Statussymbol poliert ...

Er sah die Szene vor seinem geistigen Auge, zum Greifen nahe.

 

"Virtuell im Cyberspace" würde er heute sagen. Heute nach 20 Jahren, nach dem leidigen Informatik-Studium und dem frühen Berufseinstieg in die Software-Entwicklung. Software-Entwicklung für Telekommunikation und ihren multimedialen Anwendungen. Nie hätte er sich zugetraut, in dieser vernetzten High-Tech-Welt mit all seinen hochdotierten Spezialisten und seiner Hich-Tech-Sprache jemals zurecht zu kommen. Zu seinem Erstaunen stellte er jedoch fest, dass auch hier nur mit Wasser gekocht wird. So wie ein Dachdecker nach drei Jahren Lehre schwindelfrei von Dachrinne zu Kamin spaziert oder ein Maurer eine Mauer nach Plan präzise hochzieht, ist ihm der Umgang mit dem Computer ins Blut
übergegangen. Jenem Computer, den er Jahre vorher noch für den Verlust von Arbeitsplätzen verantwortlich gemacht hatte und der ausgerechnet ihm jetzt einen Arbeitsplatz sichert.

 

Es war ein langer Weg, im doppelten Sinne, von der ländlichen Idylle in die betonierte, graue Weltstadt. Auch mit noch so viel "Herz" blieb sie für ihn furchtbar grau und fremd. Von dem Kulturschock, den er beim Anblick des Marienplatzes an einem Samstag Mittag einst erlitten hatte, konnte er sich nie mehr so richtig erholen. So war es für ihn selbstverständlich, der Stadt so oft und so lang wie möglich fernzubleiben und die täglich zweieinhalb Stunden MVV in Kauf zu nehmen. Bis, ja bis sich dann eine völlig neue Möglichkeit auftat für ihn: Teleworking!

 

Jetzt erledigt er seine Computer-Arbeit von zu Hause aus, der multimedialen Entwicklung der letzten Jahre sei Dank. Bloß noch "vernetzt" mit der betonierten, grauen Stadt - nix mehr täglich zweieinhalb Stunden MVV. Sein Blick schweift vom Schreibtisch ans Fenster, verharrt dann kurz am Apfelbaum, um dann schließlich beim Nachbarn auf dem Misthaufen zu landen. In der Scheiße?

 

 

 

Que Sera

(des wo de Doris Day singt)

Wia i no gloa war,

do war des leicht,

boarisch ham mia gredt,

niedaboarisch vielleicht.

Heit redn d’Leid hochdeitsch,

englisch sowieso.

I frog mi, wos kimt do no.

 

D’Leid ham no garbat

ois mit da Hand,

sogar de Bauern

bei uns aufm Land.

Heit hams Computer

und san im Büro.

I frog mi, wos kimt do no.

 

Friahra im Dorf no

ham se d’Leid kennd,

wenn ma oan braucht hod,

is dea glei grennd.

Heit san de Nachbarn

vo woas God wo.

I frog mi, wos kimt do no.

 

 

Ref.:    So wia’s kimt so kimt’s,

nix ändern weasd du do ned.

So wia’s kimt so kimt’s,

des is meine Red.

 

Universum

 

Jeder Mensch ist sein eigenes Universum

mit seinen eigenen Regeln und Gesetzen.

 

Bei seiner Geburt erfolgt der Urknall

und das Universum beginnt sich auszubreiten.

 

Kein Mensch kann sich vorstellen,

wie es in einem anderen Universum aussieht.

 

Treffen sich zwei Universen, besteht die Gefahr,

dass eines vom anderen absorbiert wird.

 

Dann ordnen sich seine Regeln und Gesetze

anderen, höheren Regeln und Gesetzen unter.

 

Ab einem bestimmten Punkt beginnt das Universum,

wieder in sich zusammenzufallen - der Mensch stirbt

 

Er macht Platz für ein anderes Universum

und wartet auf seinen nächsten Urknall.

 

 

Unsere Freunde, die Amerikaner

 

Belauscht:

"Unsere Freunde, die Amerikaner, waren nach dem 2.Weltkrieg schon für uns da und stehen uns auch jetzt noch zur Seite, wenn wir sie brauchen, siehe Golf-Krieg und Kosovo. Sie sind die Bewahrer von Recht und Demokratie und damit legitime Weltpolizei !", sagt der eine, ein etwas Älterer.

 

"Von wegen Freunde!", sagt der andere, ein etwas Jüngerer, "Die Amerikaner haben in allem, was sie tun, nur einzig und allein wirtschaftliche Interessen im Kopf. Ihnen geht es nur darum, dass Ihnen die Kundschaft erhalten bleibt. Die pfeifen doch ansonsten auf den Rest der Welt.

Wenn sie Geld brauchen, fangen sie einen Krieg an und lassen die Deutschen und Europäer zunächst die Bomben und Raketen bezahlen und anschließend den Wiederaufbau. Den Profit haben die Amerikaner."


Reden: (Auszüge aus dem Internet)

 

Berlin - Zum 50jährigen Jubiläum der Luftbrücke haben US- Präsident Bill Clinton und Bundeskanzler Helmut Kohl Amerikaner und Deutsche dazu aufgerufen, die Freiheit auch in Zukunft stets zu verteidigen.

....

Bei der Feierstunde in Berlin-Tempelhof - dem zur Zeit der Blockade zwischen 1948 und 1949 zentralen Flugplatz von Berlin - dankte Kohl den USA für ihre Hilfe im Kalten Krieg bei der Verteidigung der Freiheit und bei der Erlangung der deutschen Einheit.

"Dem unerschütterlichen Engagement unserer amerikanischen Freunde verdanken wir es, dass Mauer und Stacheldraht, die Berlin und Deutschland so lange teilten, schließlich überwunden werden konnten", sagte Kohl.

 

  

Rede von Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber beim Sudetendeutschen Tag 1997

....

Ich verwahre mich deshalb dagegen, dass den Sudetendeutschen unterstellt wird, sie schauten nur zurück statt nach vorn. Die Sudetendeutschen waren nie Gefangene der Vergangenheit. Es waren z.B. die Sudetendeutschen, die hier in Nürnberg gegen den sowjetischen Einmarsch in die Tschechoslowakei protestiert haben. Es waren die Sudetendeutschen, die Charta 77 und damit letztlich auch den heutigen Präsidenten Havel unterstützt haben. Wo waren da die deutschen Linken? Wo waren sie? Gegen unsere Freunde, die Amerikaner, haben sie demonstriert, aber nicht gegen die Sowjets, gegen den Kommunismus....

 

Rede des Bundesministers der Verteidigung, Rudolf Scharping, bei der "Deutschen Atlantischen Gesellschaft"

 in Bonn - Bad Godesberg am 18. April 1999

 

Meine Damen und Herren, in wenigen Tagen fliege ich nach Washington, um am Jubiläumsgipfel der Allianz teilzunehmen - dort, wo vor 50 Jahren das Bündnis gegründet wurde. Den Umständen entsprechend sind die Feierlichkeiten nüchtern gehalten. Die NATO ist das Fundament und der Garant für Stabilität und Sicherheit in Europa - "our institution of choice", wie unsere amerikanischen Freunde sagen. Es gibt keine andere Organisation in Europa, die eine Krise, wie wir sie gegenwärtig erleben, auch nur annähernd so effektiv bewältigen kann. Und auch im 21. Jahrhundert bleibt die Atlantische Allianz Kern und Motor der euro-atlantischen Friedensordnung....

 

  

 

Erste Begegnung:

 

Ich war vielleicht 11 Jahre alt, als die Amis kamen. Mit Lastwagen und Panzern rückten sie an. Diesmal fand das Herbstmanöver rund um Isen statt.

Gott sei Dank. Fast täglich waren wir Buben nach der Schule mit dem Fahrrad unterwegs zum nahen Waldrand, wo die Amis ihr Lager aufgeschlagen hatten. "Erwischen dürfen die uns nicht!", war jedem von uns klar. Fasziniert beobachteten wir durch die Hecken das Treiben im Lager, die Wartungsarbeiten an den Panzern, das in Stellung bringen der Maschinengewehre.

 

Was waren das wohl für Menschen, diese Amis, diese uniformierten, kaugummikauenden, weißen und schwarzen Männer mit den komischen Mützen?

 

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich eines Tages die Nachricht, die Amis hätten einen ganzen Lastwagen voll übriggebliebener Essenspakete einfach in die Isener Mülldeponie beim Schützenstand draußen gekippt. Nichts wie hin!

Es waren bereits an die 20 Buben und Mädchen vor uns da. Eine schneller Blick bestätigte die Nachricht. Einige hatten olivfarbene Konservendosen mit undefinierbarem Inhalt gefunden, andere kauten eifrig Kaugummi. Jetzt pressierte es, wenn wir noch was abbekommen wollten. An diesem Tag wurde es spät, bis wir nach Hause kamen. Aber es hatte sich rentiert. Außer Schokolade, Keksen und Zündhölzern, die man überall anzünden konnte, hatte mein Bruder sogar noch eine Schachtel Zigaretten und jede Menge Manöver-Platzpatronen(!) gefunden. Es war schon ein tolles Gefühl, so große Beute gemacht zu haben. Wir waren stolz und genossen Schokolade und Kekse, obwohl die wirklich nicht besonders gut schmeckten.

 

Am darauffolgenden Sonntag war so eine Art Tag der offenen Tür im Ami-Lager und wir fuhren mit den Eltern hin. Endlich konnten wir aus nächster Nähe anschauen, was wir bisher nur aus sicherer Entfernung gesehen hatten. Meine ältere Schwester, damals 13 und frühreif, war an diesem Tag auch mit dabei.

Und da geschah es. Ein schwarzer Ami rief meiner Schwester etwas unverständliches, amerikanisches nach. Sie drehte sich blitzschnell um und entgegnete schlagfertig und ohne jede Hemmung: "What?"

Der Schwarze grinste schelmisch, und ich konnte es nicht fassen. Meine Schwester hatte mit einem Außerirdischen Kontakt aufgenommen!

Was ich einer Frau sagen möchte

 

Kämpfe gegen die Ausbeutung und Vermarktung der Frau,

aber nicht dadurch, dass Du dich selbst,

egal unter welchem Deckmantel,

vermarkten lässt.

  

Fordere sämtliche Freiheiten für die Frau,

aber nicht dadurch, dass Du Frauen verhöhnst,

die finanziell nicht so unabhängig sind wie Du.

  

Setze Dich für die Rechte von Frauen ein,

aber nicht dadurch, dass Du anderen Frauen

deren selbst erkämpfte Rechte neidest.

  

Prangere alle Männer an, die von einer Frau

Schönheit und ewige Jugend verlangen,

aber nicht dadurch, dass Du zum

Schönheits-Chirurgen gehst.

 

 

  

Seltsams Ideen

 

Einige meiner seltsamen Ideen, die ich so im Laufe der Jahre eben hatte ...

  

·        Das Spielen mit dem schönen, feinen Meersand am Strand wäre auch für jeden Erwachsenen eine attraktive Freizeitbeschäftigung mit ungeahnten Möglichkeiten und Burgenbau- oder Skulptur- Wettkämpfen, wenn man den Sand in Formen gießen könnte, wo er mit Wasser und einem Bindemittel vermischt längere Zeit in Form bleibt.
Selbstverständlich ist das Bindemittel umweltverträglich innerhalb von Tagen abbaubar.
 

·        Ein schönes Kennenlern-Spiel für Erwachsene über Radio oder Fernsehen ist folgendes: Jeder Autofahrer hat evtl. einen Partner-Autofahrer in Deutschland, z.B. hat ein Autofahrer aus Erding mit Kennzeichen ED-DD 15 möglicherweise einen Partner aus Dresden mir DD-ED 15. Wer Spaß hat an zufälligen, ausbaufähigen Bekanntschaften macht hier gerne mit.
 

·        Jeder kennt die Möglichkeiten mittels optischer Tricks das Auge zu täuschen, zu verwirren, zu faszinieren. Siehe Farbfilter, 3D-Brille, 3D-Computer Bilder usw.
Was mit dem einen unserer Sinne, dem Sehen möglich ist, ist auch mit den anderen Sinnen, dem Hören, dem Fühlen, dem Geruch und dem Geschmack möglich.
Jeder Weinliebhaber wird bestätigen, dass der Wein- Geschmack abhängig ist von dem, was ich vorher getrunken oder gegessen habe. Das Faszinierende hierbei wäre, diese Geschmacks -Beziehungen und –Wechselwirkungen zu systematisieren und zu katalogisieren um z.B. gezielt einen Geschmack aufzuwerten.
 

·        Beim S-Bahn fahren mit Streifenkarte kannst du Geld sparen, wenn du jemanden findest, der die gleiche Strecke wie du ebenfalls mit Streifenkarte fahren will. Beide stempeln nur bis zur Hälfte der Strecke. An dieser Haltestelle springt einer der beiden heraus und stempelt für die verbleibende Strecke. Da die Streifenkarten übertragbar sind, wurden zusammen die Kosten für eine halbe Strecke gespart. Das sind immerhin von Markt Schwaben nach München DM 3.00 (Stand 1999)!
 

·        Ich habe zufällig mein lange Zeit verborgenes, eigentliches Talent entdeckt: Das Auffinden von verlorenen Gegenständen in einem begrenzten Bereich. Wenn mich jemand bittet, eine verlorene Kontaktlinse im Badezimmer zu suchen, ich finde sie mit Sicherheit. Und zwar so sicher, dass ich eine Agentur aufmachen könnte, die von den 10% Finderlohn lebt. Spesen würden natürlich nur im Erfolgsfall berechnet.
 

·        Wie ist folgendes Phänomen zu erklären?
Wenn ich mit einem Auge z.B. eine Fensterkante fixiere und den Zeigefinder langsam in einem Abstand von 20-30 cm zwischen Auge und Fensterkante führe, sehe ich den Finger nur mit unscharfen Konturen. Und genau innerhalb dieses Unschärfebereich der Fingersilhouette sehe ich eine Verkrümmung der Fensterkante bzw. des Bereichs vor der Fensterkante. Es ist nicht ganz leicht zu beschreiben – einfach ausprobieren.
 

·        Ich hatte vor einiger Zeit einen Traum, in dem ich fliegen konnte. Durch bloße Konzentration hob sich mein Körper in beliebige Höhen zu beliebigen Zeiten. Das sonderbare an dem Traum war aber nicht die Faszination des Fliegens, sondern ich merkte plötzlich, welche ungeheure Macht ich durch diese eigentlich simple Eigenschaft hatte. „Simpel“ deswegen, weil doch jeder Vogel fliegt und trotzdem nicht mächtig ist. Vielleicht hätte ein Vogel diese ungeheure Macht, wenn er die menschliche Sprache beherrschte.
 

·        Im Winter lassen sich auch mit wenig Schnee schöne Skulpturen basteln, indem man viele kleine handgeformte Schneebälle an Bäumen oder Sträuchern hochzieht und ihnen dadurch etwas Schmuck verleiht. Oder man lässt eine „Schlange“ den Baum hochklettern usw.
 

·        Eine Lichtquelle, die sich auf einer gekrümmten Fläche aus Edelstahl spiegelt, zeigt auch die vielen kleinen Kratzer auf dieser Fläche. Das Erstaunliche daran ist, dass nur die um diese Lichtquelle herum kreisförmig angeordneten sichtbar sind. So als ob alle Kratzer auf dieser Fläche im Kreis angeordnet wären, und als ob zufällig die Lichtquelle im Mittelpunkt stünde.
 

·        Gefrierbeutel eignen sich nicht nur zum Abpacken von Lebensmitteln, sie bringen endlich Ordnung in meine Kiste voller Kabelsalat. Jedes Kabel in einen Beutel und schon spar ich mir die Zeit für lästiges Kabelentwirren.

 

 

Fragmente

  

Das Schlimmste, was man sich vorstellen kann,

passiert täglich irgendwo auf der Welt,

vielleicht sogar jetzt in diesem Augenblick

und wir feiern ...

 

Sind wir pervers?

 

  

Ich mache mir nie große Hoffnungen für die Zukunft,

denn oft werden sie schon von der Gegenwart zerstört.

(20.12.2000)

 

  

Ich bin ständig auf der Suche

nach dem Gedanken,

der noch nie gedacht worden ist.

 

  

Ich weiß genau,

zu zweit sind wir viel besser!

(10.10.2000)

 

  

Auch die Erkenntnis über Leben und Sterben

macht mich nicht glücklicher

(Leben soll heißen: Hoffnung sein für andere,

Sterben ist Erlösung, auch ein Sterben ins Nichts)!

 

Ist es wirklich so wie in Hesses Siddharta?!

Also nicht nach mehr streben (mit Scheuklappen),

sondern mehr wahrnehmen (sehen, hören, fühlen ...)?!

 

Oder ist es nicht einfach so, dass zur Erkenntnis auch

unbedingt das Handeln gehört um glücklicher zu werden?

Es gilt die Formel:

            Glück                          = Ausgefülltes Leben

            Ausgefülltes Leben = Erkenntnis + Handeln

 

(27.9.2001)

 

  

 

Überführt

  

Meine Gene sind jetzt komplett analysiert

Ich schließe nicht aus, dass heut noch was passiert.

Ich hab die Gene einer Serienmörderin

Und übergieße meine Opfer mit Benzin.

 

Ich bin überführt.

Ich bin überführt.

  

Meine Gene sind jetzt komplett manipuliert

Ich bin ganz sicher, dass heut nichts mehr passiert.

Ich hab die Gene einer Genforscherin

Und therapiere meine Opfer mit Gewinn.

 

Ich bin überführt.

Ich bin überführt.

 

 

 

Wie tief ist das Loch

  

Wie tief ist das Loch,

wo ich mich verkroch?

Komm, sag es mir doch,

wie tief ist das Loch. 

Wie weit ist das Meer,

wo ich gerne wär?

Sag‘s mir ungefähr,

wie weit ist das Meer.

 

Wie hoch ist der Baum,

wo dranhängt mein Traum?

Auch du weißt es kaum,

wie hoch ist der Baum.

 

 

Ref.:    Wie hoch ist der Baum?

Wie weit ist das Meer?

Wie tief ist das Loch?

Komm, sag es mir doch.

 

 

  

Die Party von Norbert Kluthe

 

Wir waren auf der Party von Norbert Kluthe,

Strom war genügend da, das war das Gute.

Denn sonst war es ein Scheiß-Fest, da geh ich nicht mehr hin,

viel lieber lass ich mir den Weisheitszahn ziehn.

 

Wir waren auf der Party von Norbert Kluthe,

Strom war genügend da, das war das Gute.

Es gab sogar noch Bier, bloß alkoholfrei

Und am Buffet gab es nur Baby-Griesbrei.

 

Wir waren auf der Party von Norbert Kluthe,

Strom war genügend da, das war das Gute.

Die Partygäste waren, ich glaub nur Kluthes,

und auch die Band die spielte, bestand aus Kluthes.

 

Dieser Text ist die Antwort auf nachfolgenden Zeitungsartikel
von Norbert Kluthe in der Erdinger SZ im Mai 2000 !

 

 

 

 

Scheuklappen

  

Warum freut mich nicht der Garten

und schon gar nicht die Natur?

Warum will ich nicht in Urlaub

und auch nicht auf Tour?

 

Warum such ich keine Schwammerl

morgens schon im dichten Wald?

Warum lassen mich die Blumen

und sogar die Tiere kalt?

 

Nimm mir weg die Scheuklappen,

sie machen mich fast blind,

lass mich sehen und begreifen

wie ein kleines Kind.

 

Warum hör ich nicht das Zirpen

und das Quaken in der Nacht ?

Warum hör ich nicht das Rauschen,

was der Wind mit Blättern macht.

 

            Nimm mir weg den Kopfhörer,

            vertreib den Lärm geschwind,

            lass mich hören und begreifen

wie ein kleines Kind.

 

 

 

Albert im Juli 2001 (ein Traumsommer, wenigstens für ein paar Tage)

 

 

 

brigitte geld

 

Mancher wird sich fragen, was dieser Text eigentlich soll. Dazu nur eines: Der Text für einen Hit gehört so!

  

ich war in sie verliebt,

ich war nicht materiell,

doch weil‘s den ehrgeiz gibt,

ändert sich das schnell.

 

denn sie hatte viel geld

und ich keines dafür

und weil frau es gefällt

wies sie mir die tür.

 

und jetzt bin ich allein

und pleite irgendwie

sowas ist doch gemein

und ich fall auf die knie:

 

 

Ref.:    brigitte gib

geld, geld, geld,

bitte bitte, gib mir

geld geld geld ...

 

 

 

 

Kinder

 

Zunächst muss festgehalten werden, dass die Entscheidung, Kinder zu kriegen keine moralische ist. D.h. die Entscheidung für Kinder ist nicht besser als die gegen Kinder. Beispiel: Wenn man dem einen Bequemlichkeit unterstellt, kann man genauso gut dem anderen Egoismus vorwerfen. Da Experten davon ausgehen, dass die Welt in 50 Jahren spätestens einen Kollaps wegen der Überbevölkerung erleiden wird, klingt es fast pervers, wenn in Deutschland gejammert wird, dass wir nicht mehr genügend Nachkommen zustande bringen.

 

Dass Kinder einem neben der vielen nervenaufreibenden Erziehungsarbeit auch viel Freude bereiten, wird allgemein angenommen. Da diese Freude jedoch für ein
übermüdetes und genervtes Elternteil kaum noch spürbar ist, bleibt die Frage, was uns die Kinder wirklich bringen. Und siehe da, mir kam neulich die Erleuchtung: Da ich stets am Morgen hoffe, dass bald der Abend käme und ich mich auf jedes Jahr freue, dass vorbei ist, weil dann ja die Kinder selbständiger sind usw., macht es mir nichts mehr aus, dass ich älter werde.

Im Gegensatz zu den kinderlosen Freizeitprofis freue ich mich geradezu, wenn wieder ein Jahr vorbei ist.

Und wenn ich endlich alt und grau bin, werde ich der glücklichste Mensch auf Erden sein.

 

Zum Thema Kindererziehung fällt mir nur folgende Parabel ein:

Eine Rockband hatte in ihren Anfangsjahren nie gescheite Instrumente und Verstärker, geschweige denn eine Gesangsanlage, aber sie übten jede Woche 2 mal und spielten 6 mal im Jahr. Nach und nach verbesserten sich Ihre Verstärker und Instrumente und sie übten nur noch 1 mal in der Woche und spielten 3 mal im Jahr. Als dann endlich auch eine Gesangsanlage, PA-Boxen, ein zusätzliches Mischpult und sogar ein CD-Brenner dazukamen, übten sie nur mehr nach Vereinbarung, spielten nur mehr sporadisch und hörten schließlich auf.

 

 

 

Ich habe Zweifel

  

Wenn 100 000 Leute eine

Lichterkette bilden und damit

gegen den Ausländerhass demonstrieren,

finde ich das erst einmal gut.

 

Aber dann kommen mir Zweifel,

ob diese Leute wirklich etwas bewirken wollen,

oder nur ihr gutes Gewissen zur Schau tragen:

"Schau mich an, ich bin nicht so ausländerfeindlich wie du!"

 

 

Wenn 10 Millionen Deutsche mit

ihrem Boykott der Shell-Tankstellen erreichen,

dass eine Bohrinsel nicht versenkt wird,

finde ich das erst einmal gut.

 

Aber dann kommen mir Zweifel,

ob jetzt Schluss ist mit dem Versenken von Bohrinseln

und ob die anderen Ölmultis wirklich so unschuldig sind, wie sie tun.

Nur ein Boykott sämtlicher Tankstellen auf Dauer könnte etwas bewirken.

Nämlich, dass keine Bohrinseln mehr gebaut werden.

 

 

 

Kirche in der Krise

 

 Der Pfarrer ist ein armes Schwein,

bewahren muss er nur den Schein.

Sitzt er in seinem Pfarrhaus drin,

kommt gleich zu ihm die Pfarrköchin;

die ist erst dreißig Jahre alt

und lässt den Pfarrer niemals kalt.

Er denkt nach die ganze Nacht,

am nächsten Morgen ist's vollbracht.

Er steht auf, fasst sich ein Herz:

"Ich tret' jetzt aus, das ist kein Scherz!"

 

Pfarrer in der Krise, halleluja !

Kirche in der Krise, halleluja !

  

Am meisten tut der Papst mir leid,

lebt weit entfernt von unsrer Zeit

in Rom in seinem Prunkpalast.

Von Ratzinger wird aufgepasst,

dass keiner ja ihn kritisiert

und keiner ja politisiert,

dass keiner ja die Pille schluckt

und Pornofilme sich anguckt.

Ich Schäfchen sehe das mit Graus,

wen wundert‘s noch: "Ich trete aus!"

 

Schäfchen in der Krise, halleluja !

Kirche in der Krise, halleluja !

 

 

 

Pflichten

 

Ein Schüler wollt nicht lernen,

da tat man ihn entfernen.

Es packte der Dozent

den Schüler vehement

und warf in aus dem Schulhaus

das sah nach schwerer Schuld aus.

 

Ein Kerl, der wollt nichts leisten,

nicht schuften wie die meisten.

Er wurde arbeitslos,

da war die Sorge groß.

Und dann noch zur Belohnung

verlor er seine Wohnung.

 

Ein Mann, der wollt nicht reich sein,

wollt mit den Armen gleich sein.

Da tat man ihn verachten,

nach seinem Rufe trachten.

Aus seinem Heimatort

da jagte man ihn fort.

 

Ein Alter wollt nicht sterben,

wollt für sein Alter werben.

Den hat man insgeheim

gesteckt ins Altersheim.

Jetzt wollt er endlich sterben,

damit die andern erben.

 

Ja, ja, ja, s' ist traurig aber wahr !

Nein, nein, nein, wie konnte das nur sein ?

 

Merk dir gut, erfülle deine Pflichten.

Merk dir gut, sonst wird man dich vernichten.


 

Bottles - bald Profis       (von Albert, 1984)

  

Dieser heiße Herbst '84 scheint schwerwiegende Entscheidungen in der Isener Musikszene zu bringen. Bleiben uns die Bottles als Amateure erhalten oder wandern sie ins Profilager ab? Haben sie überhaupt das Zeug zum Profi, sprich eine gesunde Einstellung zum Kommerz unserer Tage? Diese zwei Fragen gilt es zu beantworten. Hier ein erster Versuch:

 

1.6. kleine Olympiahalle: den Bottles und Pinklers gelingt es, vermittelt durch Doris Schippe, beim Schulabschlussball der FOS zusammen mit den Marionetz aufzutreten. Letzere sind bekannte Aufsteiger in der deutschen Musikszene mit Auftritten in Formel 1, Tagesschau usw. mIt Hitsingle und Managerin der Plattenfirma CBS. Und irgend so ein CBS'ler nun interessiert sich für die Bottles. Bisher keimen viele Gerüchte um dieses Interesse. Fest steht, dass beim Konzert ein CBS'ler Verbindung mit Lugge aufgenommen hat. Da die Firma CBS immer Wert auf Geheimhaltung legt, ist klar, dass bisher keine Einzelheiten durchgesickert sind. Auch von Seiten der Bottles hört man nur Dementis, die in anbetracht der laufenden Verhandlungen verständlich sind.

 

Beim Auftritt in Daxau schon zeigten sich erste Anzeichen von Profitum. So zögerten die Bottles ihren Auftritt so lange hinaus, dass sie in ein Gewitter hineinkamen, zwecks besserer Show. Untersuchungen ergaben, dass riesige Windmaschinen von München aus das Unwetter nach Daxau bliesen; die Maschinen übrigens aufgestellt auf dem CBS-Hochhaus.

Kommen wir zur zweiten Frage nach dem "Zeug zum". Bei Robert muss die Frage noch mit einem klaren Nein beantwortet werden, er hat eben nur das Zeug zum Schlagen, nämlich sein Schlagzeug. Aber wer seinen Ehrgeiz kennt, der weiß, dass Robert sehr schnell die richtige Einstellung zum Profi haben wird. Sein Bruder Lugge dagegen bringt beste Voraussetzungen mit. Er wollte schon immer nur für Gage auftreten und ist ausserdem beim Barras, der ihm sehr viel freie Zeit zum
Üben, für Kampanien usw. lässt. Hackel, den Bassisten kann man getrost schon als Profi bezeichnen. Zum Üben kommt er nur, wenn man ihn auf Knien anfleht, ihn 10 mal am Tag anruft, oder einen Blauen zückt, ihn mit bevorstehenden Konzerten lockt, die angeblich bare Münze bringen oder ihn einfach betäubt und in den Übungsraum schleppt. Das gleiche trifft auf Keyboarder Wolfe zu, nur das der blond ist und gar kein Profi werden will.

Die Voraussetzungen sind also gegeben, dass die Bottles sich bald herausheben werden aus der Isener Musikszene, die bisher noch vom Harfenduo Sperr/Deuschl und dem Mittbacher Viergesang beherrscht wird.

 

albert.zimmerer@gmail.com
www.az4kult.de